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menschlichen Werteverwirrung verwenden können; nur dann kann ich verzeihen,
dass man Ihnen die Arbeitsruhe die Ihnen in Zürich das Wichtigste & Kostbarste
war, stiehlt. Dass Sie in Amerika erfahren haben, dass die Rotverschiebung die Sie
voraussahen auch bestätigt ist natürlich für alle die Sie kennen eine weitere
Genugtuung.[1]
Der Weilschen Auffassung passt die Rotverschiebung durchaus auch, besser als
wenn sie nicht vorhanden
wäre.[2]
Ist Ihre letzte Arbeit in der Akademie nicht doch
viel eher vereinbar mit der Weilschen Auffassung als es Ihnen früher
schien?[3]
Wenn Sie wieder einmal nach Zürich kommen, muss ich Ihnen manche Frage
vorlegen wie früher. Ich habe die letzten Jahre mit
Debay[4]
die neuen Arbeiten
nach mancher Richtung verfolgen können, das neuerdings Festgestellte mit
meinem frühern Erfahrungsmaterial zu assimilieren versucht. Was mich jetzt bei
den Besprechungen besonders packt, sind die Grenzen der Bohrschen Vorstellun-
gen über die Fragen der Struktur, die mich nach meiner ganzen Anlage & Entwick-
lung so sehr beherrschen. Ergibt sich heute auch nichts Einheitliches & Fassbares,
aber die Molekolarkräfte im Sinne von Debay, dann die letzten Beobachtungen
beim Kerr Effekt, Bautenier & Elektrostriktion sind doch recht wichtig. Ueber die
Kristallstruktur haben wir natürlich viele Diskussionen, da die Nachweismög-
lichkeit durch die Veränderungen & durch die physikalischen Einwirkungen.
Hoffentlich sind Sie gut zurückgekehrt, den Kopf voll Ideen—Sicherheit
Zangger
TLS. [40 014]. Typed on letterhead “Gerichtlich-Medizinisches Institut der Universität Zürich (Di-
rektion: Prof. Dr. H. Zangger).” The final paragraph is in Zangger’s hand.
[1]On 13 May, Jacques Loeb had informed Einstein that Buisson and Fabry 1921, which confirms
Einstein’s “prediction of line displacement in the spectrum of the sun,” was published, and he had
offered to send a copy (see Calendar).
[2]Earlier in the year, Zangger had asked for Einstein’s confirmation that Hermann Weyl’s unified
field theory did not make any prediction as to a gravitational redshift of lines in the solar spectrum,
and therefore could survive even if general relativity were disproven by the solar redshift measure-
ments (Doc. 2).
[3]Einstein 1921e (Vol. 7, Doc. 54), in which Einstein developed a modification of Weyl’s theory,
with the help of Wilhelm Wirtinger (see Doc. 58).
[4]Peter Debye.
172. From Georg Bernhard[1]
Berlin S. W. 68, Kochstrasse 23/25, den 9. Juli 1921
Sehr geehrter Herr Professor,
der Ueberreicher dieses Briefes ist unser junger Kollege Hardmuth Merlecker,
der von uns beauftragt ist, das Interview mit Ihnen zu
entwerfen.[2]
Die besondere
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