D O C U M E N T 1 7 4 J U L Y 1 9 2 1 2 1 7
[4]Most likely a reference to Brown’s article “Einstein Declares Women Rule Here. Scientist Says
He Found American Men the Toy Dogs of the Other Sex,” New York Times, 8 July 1921.
[5]Greetings from the Central Office of the Zionist Organisation in London are omitted.
174. To Frieda Huber
[Berlin,] 13. VII. 21
Liebe Schwester Frida!
Vor lauter Pflichten und Reisen bin ich noch gar nicht dazu gekommen, auf Ihre
herzlichen Briefe zu antworten. Sogar die prächtigen Stumpen haben drei Wochen
gebraucht, um mir die Zunge zu lösen, trotzdem sie mich unvergleichlich gefreut
haben. Sie sind eine treue Seele, ich ein Vielgeplagter und dabei Vielbeneideter.
Das Unternehmen nach Amerika und England war ein richtiges Soldaten-
manöver.[1]
Ich hab einen Begriff davon bekommen, was es heisst, unausgesetzt als
offizielle Person auftreten zu müssen, immer beobachtet zu sein, jedes Wort auf die
Goldwage gelegt zu bekommen. Arme Fürsten, ich weiss jetzt, was das für ein
glänzendes Elend ist! Heine sagt mit Recht: auch rat’ ich Dir, baue dein Häuschen
ins Thal und nicht auf den
Gipfel.[2]
Unzählige Reden halten, Essen mit geschnie-
gelten Leuten verbringen, Zeitungsreportern Rede stehn, sich herausputzen wie ein
Affe, einen verzweifelten Kampf gegen Briefeschulden kämpfen, niemals zu Be-
schaulichkeit und Konzentration kommen Verleumdet, beneidet, von allen Stre-
bern besucht werden etc. Nun aber ist es für eine Zeit überstanden. Montag fahre
ich mit meinen Buben an die Ostsee in Ferien zum Segeln und Faulenzen. Einen
ganzen langen schönen Monat soll es so
gehen.[3]
Das wäre auch was für Sie, be-
sonders in der lustigen Bubengesellschaft; wir segeln, lungern herum, baden. Es
wird schön werden, mein Albert ist schon fast ein Mann, 17 Jahre alt.
Hoffentlich haben Sie gute Zeiten und arbeiten nicht zu viel. Im Herbst komme
ich in die Schweiz und hoffe, Sie zu sehen; ich muss nämlich für einige Tage nach
Bologna.[4]
Es grüsst Sie herzlich Ihr
A. Einstein.
ALS (SzBL). [123 161].
[1]Einstein’s tour of the United States and England in spring 1921.
[2]A reference to the second stanza of the preface to the third part (“Hebräische Melodien”) of
Heinrich Heine’s poetry collection, “Romanzero” (see Heine 1890, p. 432). The lines actually read:
“Auch rat’ ich dir, baue dein Hüttchen im Thal/Und nicht auf dem Gipfel.”
[3]At the seaside resort of Wustrow (see Doc. 189).
[4]He planned to visit Zurich briefly to pick up Hans Albert on his way to Bologna, where he was
invited to lecture (see Docs. 152 and 198).
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