2 3 2 D O C U M E N T 1 9 1 J U L Y 1 9 2 1
191. From Hermann Anschütz-Kaempfe
Kiel, Bismarckallee 24, 23. Juli 21
Lieber verehrter Herr Professor!
Also abgemacht, wir werden die Freude haben, Sie im August bei uns zu sehen.
Mein Laboratorium wird Sie nicht weniger freudig begrüßen; besonders die
Schwebekugel hofft auf einen besseren Wirkungsgrad.
Die beiden Spulen sind schon richtig, d. h. gegen einander geschaltet, allerdings
liegen da dieselben auf verschiedenen Radien, so daß es wohl geraten ist, noch
zwei kleinere Compensierungs-Spulen anzubringen, um das Feld in der Mitte auf
Null zu
bringen.[1]
Immerhin schwebt sie, doch macht der Wirkungsgrad mir Sor-
gen. Unter 100 Watt für die Spule werde ich nach meinen bisherigen Untersuchun-
gen nicht durchkommen, was in Anbetracht der abzuführenden Wärme recht viel
ist, da ich der Symmetrie wegen 2 Spulen angeordnet habe.
Die Flüssigkeit, in der die Kugel schwimmen soll, benimmt sich bisher sehr gut,
ist nur schwer zu bekommen, sie nennt sich: , Dibromhydron, das durch Zusatz
von Glycol u. Calciumbromid die gewünschte Leitfähigkeit erhält. Spec. Gew. =
2,1. Siedep. 227 .
Die Übertragung funktioniert auch sehr gut mit 0,1 Genauigkeit. Widerstands-
messung an einem Drehstrom-Motor, an dem 2 Phasen als Brücke geschaltet
sind.[2]
Doch das muß ich Ihnen Alles ad oculos demonstrieren. Melden Sie Sich nur
rechtzeitig an, damit wir auch gleich für das unbedingt nötige Segelboot Sorge tra-
gen können. Und bringen Sie uns gutes Wetter mit, wir haben es bitter nötig, denn
wir sitzen wieder am Kamin und unterhalten uns mit der Frage, ob eine neue Eiszeit
kommen wird.
Übrigens das mit der Selbstinduktions-Spule zur Herstellung der Resonanz ist
mir nicht klar, bisher habe ich in den Stromkreis immer Kapazitäten eingeschal-
tet.[3]
Habe dann je nach Schaltung die Wahl, ob ich hohe Spannung oder viel
Strom an der Magnet-Spule haben will, beides hat seine Schattenseiten.
Wir haben mit Interesse die verschiedenen Zeitungs-Notizen über Ihren ameri-
kanischen Besuch gelesen, besonders imponiert hat uns die Begründung eines
Amerikaners in der Abstimmungs-Sitzung über Ihr Ehrenbürger-Recht in New
York, der nicht so wollte, wie die andern, weil er von der Relativitäts-Theorie noch
nichts gehört habe. Ob das wohl
stimmt.[4]
Mit den herzlichsten Grüßen Ihnen u. Ihrer Gattin, die heuer hoffentlich Sie zu
uns begleiten wird von uns beiden. Ihr
Anschütz und seine
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