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Intensitäten so gering, daß man nicht bei größeren Ablenkungswinkeln messen
kann. Herr Geiger ist nämlich damit beschäftigt, die Abhängigkeit der Zerstreuung
der -Strahlen, (durch ein Magnetfeld werden recht homogene Strahlen ausgeblen-
det) von der Dicke der zerstreuenden Folie u. von der Kernladungszahl zu bestim-
men d. h. er mißt bei einer bestimmten Dicke den wahrscheinlichsten Ablenkungs-
winkel.[4]
Wie er mir sagte ist er aber vorläufig nicht über 10 hinausgekommen (er
verwendet Aufolien von cm. Dicke), weil er eben an den schwachen Intensi-
täten scheitert. Wenn es ihm gelingt diese Schwierigkeit zu überwinden, würde er
natürlich auch die Sie interessierenden Fragen untersuchen können, ob die unter
bestimmten abgelenkten Strahlen einheitliche Geschwindigkeit haben und wie
die Abhängigkeit des Energieverlustes von der ursprünglichen Geschwindigkeit,
dem Ablenkungswinkel und der Ordnungszahl ist.
Außer Geiger käme für solche Versuche wohl vor allem Wagner in München in
Frage.[5]
Nun darf ich wohl zu dem Problem selbst noch etwas sagen oder richtiger etwas
fragen. Wenn die erzeugte Röntgenstrahlung durch die Gleichung bestimmt ist
müßte dann doch umso größer sein, je größer
d. h. je größer der Geschwindigkeitsverlust ist. Müßte man dann nicht
erwarten, daß umso größer, je größer die Ablenkungs sind, d. h. daß die Ener-
gieverteilungskurve der „Brems“ röntgenstrahlung bei größeren Azimuten ihr
Maximum nach kleineren Wellenlängen verschoben hat? Wagner hat aber bei
seinen Versuchen gerade das das Umgekehrte
gefunden,[6]
nämlich daß bei 150
das Maximum der Bremsstrahlung bei größeren Wellenlängen liegt als bei 90 .
Oder hängt dies gar nicht damit zusammen, weil man, wenn man nicht klassisch
rechnet, vielleicht nichts darüber aussagen kann, in welcher Beziehung die Rich-
tungen des abgelenkten Kathodenstrahls und des erzeugten Röntgenstrahls zu
einander stehen? Außerdem hat man in diesen Fällen natürlich wieder dicke
Schichten, also Summationseffekte.
Nun bitte ich nochmals mein verspätetes Antworten zu entschuldigen.
Ich hoffe, daß Sie auf dem Lande eine recht gute erholende Zeit
haben[7]
und bin
mit besten Grüßen Ihre aufrichtig ergebene
Lise Meitner.
ALS. [17 142]. Calculations and a drawing in Einstein’s hand at the bottom and on the verso of the
last page are omitted.
[1]Presumably Doc. 185.
[2]Hans Geiger (1882–1945), director of the Laboratory for Radium Research at the Physikalisch-
Technische Reichsanstalt in Berlin, together with Walther Bothe, had submitted an article that
addressed the scattering of -radiation on thin foils in late June (Geiger and Bothe 1921a).
[3]For thicker target foils, theory and experiment on the scattering of -radiation held that the scat-
tering angle increased with the square root of the thickness of the foil (Crowther 1910), and measure-
10 5–
h L v1 L v2 –= L v1
L v2
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