D O C U M E N T 2 4 9 S E P T E M B E R 1 9 2 1 2 9 3
P. S. Ich habe den Brief deshalb nicht direkt an den Herrn gerichtet, der mir die
Aufforderung gesandt hat, weil ich seine Unterschrift nicht mit Sicherheit lesen
konnte.[3]
ALS (GyBSA, I. HA, Rep. 76 Vc, Sekt. 1, Tit. 11, Teil 2, Nr. 6b, Bd. 8, Bl. 287). [83 215]. The letter
is addressed “An Herrn Ministerialrat, Dr. Richter.”
[1]See 22 September 1921 in Calendar.
[2]See Erwin Freundlich to Einstein, 31 August 1921 (Calendar).
[3]The inquiring letter was signed by a certain Jander (see 22 September 1921 in Calendar).
249. To Heinrich Zangger
[Berlin,] 29. IX. 21.
Lieber Zangger!
Ich kann Ihnen nicht viel Gescheidtes sagen. Über jenen Mann, der die Sittlich-
keits-Untersuchung zu leiten hat, weiss ich nichts zu
sagen.[1]
Ob diese Dinge
wirklich so ernst anzusehen sind? Labile Menschen gehen in der Grossstadt eben
leicht unter, aber solche mit gesundem Instinkt halten sich. An Degeneration glau-
be ich nicht. Wohl geraten Frauen auch aus Not auf die schiefe Bahn, auch aus
Mangel an gesellschaftlichem Halt. Aber um dem wirksam zu steuern, müsste man
wohl die Grossstädte selbst abschaffen, was doch unmöglich ist. Der Staat kann
wohl wenig machen mit seinen plumpen Händen. Seine wichstigste Pflicht wäre
der Schutz unehelicher Kinder und der mittellosen Mütter. Dies würde vielleicht
schon genügen, um die gut Veranlagten vor dem Versinken zu schützen. Aber die
gut situierten und Pharisäer sträuben sich immer gegen radikale Massnahmen.
Aber Sie verstehen all das besser als ich, der sich so wenig um die Menschen be-
kümmert hat.
Von einem Institut für Radiologie weiss ich nichts und bin überzeugt, dass in
dieser Pleite hier niemand daran denkt, ein neues Institut zu errichten. Sie denken
vielleicht an den Turm Spektrographen, der im Potsdamer astrophysikalischen In-
stitut errichtet wird, von dem Gelde, das unter meinem Namen hier zusammenge-
bettelt worden
ist.[2]
Das ist aber kein besonderes Institut sondern nur ein Apparat,
eine Sternwarte. Man darf jetzt keinem Menschen raten, die Industrie zu verlassen,
um einen wissenschaftlichen Beruf zu ergreifen, da die Aussichten für wissen-
schaftliche Berufe miserabel sind, und man stets auf Nebenverdienste angewiesen
ist, die schwer zu erlangen sind.
Wissenschaftlich arbeite ich mit Prof. Geiger an einem sehr interessanten Expe-
riment über
Lichtemission.[3]
Nach Jena ging ich
nicht,[4]
weil mich die Bonzen
letztes Jahr in Nauheim zu viel angeödet haben. Ich suche mich überhaupt von der