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Blase möglichst unabhängig zu machen, und es gelingt mir auch. Mitte Oktober
gehe ich mit Albert nach Bologna, um einige Vorträge dort zu
halten.[5]
Ich reise
aber über Österreich, weil es billiger ist. Wir werden uns in Innsbruck treffen. An
meinen Buben erlebe ich viel Freude; das Zusammensein mit ihnen diesen Sommer
war mir eine unbeschreibliche
Freude.[6]
In der Politik sehe ich jetzt optimistischer. Es scheint sich unter dem Druck
wirtschaftlicher Not doch so etwas wie europäische Solidarität entwickeln zu
wollen.[7]
— Die Berufung von Schrödinger an die Züricher Universität war
richtig.[8]
Es grüsst Sie herzlich Ihr
Einstein.
ALS (SzZ, Nachlass H. Zangger, box 1c). [86 470].
[1]Possibly an inquiry in Switzerland led by a certain Weissmann, police chief (see Doc. 252).
[2]By means of the Einstein Donation Fund (Einstein Spende; see Doc. 233).
[3]Hans Geiger; for their experiment, see Doc. 247 and Einstein 1922a (Vol. 7, Doc. 68).
[4]The meeting of the German Physical Society took place in Jena from 18 to 24 September 1921.
On Einstein’s experiences of the previous year in Bad Nauheim, see Vol. 10, Introduction, sec. II, and
Doc. 219.
[5]Hans Albert Einstein had been asked to take care of his Italian visa in Doc. 223.
[6]They spent four weeks in July and August in Wustrow and Kiel.
[7]For his public statement on the poverty of children in Germany written one week later, see “On
the Misery of Children” (Vol. 7, Doc. 65).
[8]Erwin Schrödinger (1887–1961).
250. To Eberhard Zschimmer[1]
Berlin, den 30. IX. 21.
Sehr geehrter Herr Kollege!
Zunächst versichere ich Sie, dass ich von Herrn Norbert Einstein in keiner Weise
gezupft worden
bin.[2]
Nun zum Namen Relativitäts-Theorie. Ich gebe zu, dass dieser nicht glücklich
ist und zu philosophischen Missverständnissen Anlass gegeben hat. Der Name
Invarianz-Theorie würde die Forschungsmethode der Theorie bezeichnen, leider
aber nicht den materiellen Inhalt der Theorie (Konstanz der Lichtgeschwindigkeit,
Wesensgleichheit von Trägheit und Schwere). Trotzdem wäre die von Ihnen vorge-
schlagene Bezeichnung vielleicht besser, ich glaube aber, dass es Verwirrung
anrichten würde, den allgemein akzeptierten Namen nachträglich zu
verändern.[3]
Wegen Ihres auf S. 134 Ihres Büchleins geäusserten Bedenkens brauchen Sie sich
nicht zu
beunruhigen.[4]
Das Raum-Zeit-Kontinuum erscheint in der Relativitäts-
Theorie ähnlich objektiv wie Raum und Zeit (jedes für sich) in der klassischen
Theorie, nur dass die metrischen Eigenschaften dieses vierdimensionalen Kontinu-