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252. From Heinrich Zangger
Zürich, den 3. Okt. 1921.
Lieber Freund Einstein!
Ich war jetzt in
Oppau.[1]
Da Oppau in der bayrischen Pfalz ist, hatte ich mit Dr.
Kölsch im Ministerium in München nachher
Besprechungen.[2]
Es ist für den Aus-
senstehenden fast unverständlich, wie schwierig es heute die Wissenschaft in
Deutschland hat & ich begreife Ihren Brief
umsobesser.[3]
Auch zu uns hinüber
greift diese furchtbare Hemmung immer stärker.—
Das neue Berliner [Extra-]Institut für Radiologie soll unter die Direktion von
Professor Friedrich, zur Zeit Radiologe an der Frauenklinik in Freiburg
kommen.[4]
Sein früherer Assistent, Dr. Gläser ist jetzt physikalischer Assistent an der badi-
schen
Anilinfabrik,[5]
hat aber offenbar Sehnsucht in die Wissenschaft & speziell
in die Röntgenaufgaben zurück zu kehren da ihm die industriellen Probleme nicht
liegen. Ich persönlich muss schon sagen, dass ich mich in einem Betriebe wie die
Badische mit dieser grossen Komplexheit, mindestens ein paar Jahre sehr gut be-
finden würde. Es ist auch sehr viel zu machen, besonders für den, der die modernen
physikalischen Methoden kennt. Alles hat schon Anwendungsgebiete, doch sind
die Leute ausserordentlich sparsam mit Anschaffung von Apparaten, aber ich glau-
be, man könnte die Herren mit Leichtigkeit überzeugen von der Notwendigkeit.
Die Tendenz, an der wissenschaftlichen Abteilung zu sparen, kommt von Amerika.
Sie haben gewiss drüben gehört, dass es chemische Fabriken gibt, die die grossen,
zum Teil während des Krieges gebauten Laboratorien geschlossen haben. Eine Fa-
brik allein hat ihre 52 wissenschaftlichen Chemiker entlassen.—
In Bezug auf Weissmann (Polizei [Chef etc]) weiss ich eben gar nichts, es han-
delt sich bei mir nicht um Untersuchungen & um Fragen der Sittlichkeit, Sie wis-
sen, dass ich in Bezug auf Schutz des unehelichen Kindes, der mittellossen
Geschwängerten, in jedem Einzelfall sehr viel tun
kann.[6]
Wie Sie sagen: Unser
Bemühen ist ja, dass dadurch die gut Veranlagten vor dem Versinken zu schützen.
Die Mittel haben wir seit meiner hiesigen Tätigkeit nach & nach gesetzlich
gemacht. Was mich nun quält, das ist folgende Tatsache:
Eine grosse Zahl von menschlich & geistig bedeutenden Künstlern, aber auch
Beamte, Redner, haben sich auf ärztlichen Rat hin angewöhnt, einmal bei Kopfweh
Pulver zu nehmen, dann Pulver zu nehmen um die Leistungsfähigkeit zu sichern
für einen bestimmten Moment. Vom Koffein & Phenazetin ging man zu Mischun-
gen unbekannter Art über & mit dem Zwang, zu einem bestimmten Moment das
Maximum zu leisten, sei es als Artist in turnerischen Uebungen, oder als Redner
oder als frei sich gebender Künstler & Künstlerin auf der Bühne, oder zur Bekämp-
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