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338. From Michele Besso
Bern, Zieglerstrasse 4, 23 XII 21
Lieber Albert.
Ich würde Dir kaum das Liebe, was mich im Gedanken an Dich bewegt, formell
zu Weihnachten und Neujahr sagen, wenn nicht ein kleines Privatunglück mir den
Gedanken zu einem zweifellos nützlichen Unternehmen eingegeben hätte.
Ich habe die vollständige Sammlung aller Deiner Arbeiten bis 1919 nicht wieder
finden können. Sie scheint mir bei meinem römischen Umzug oder Rückzug ver-
loren gegangen zu
sein.[1]
Mir sagte sie begreiflicherweise besonders viel, weil mir dabei so manches
mündlich dazu gekommene lebendig wurde.
Aber warum sollte die seltene Sammlung, und auch das Wichtigste, was zum
Einblick in die Enstehungsgeschichte, über Problemstellung, über das, was aus
Formgründen oder aus Gründen des Inhalts von Dir neu gesagt würde, vielleicht
sogar das, was Du noch gerne anders sagen möchtest, nicht jedermann zugänglich
gemacht werden?
Besonders mit einer solchen Einleitung, eventuell mit sparsamen Fussnoten,
versehen würde die Sammlung von vielen so gut wie um jeden Preis angeschafft
werden. Mit verhältnissmässig geringer Mühe (ich schätze sie immerhin nicht so
gering ein, da sie ein ernstes zum Teil Dir vielleicht ungewohntes Rückbesinnen er-
fordern würde) würdest Du einen gewaltigen materiellen und geistigen Wert schaf-
fen.
In der Einleitung denke ich mir, dass Du mitteilen würdest, was Dir an Arbeiten
anderer schon bei Beginn Deiner Tätigkeit vertraut war: Boltzmann Lorentz (genau
welche ihrer Schriften), dann Planck (genau welche ihrer
Schriften).[2]
Von den
überholten Arbeiten würdest Du sagen wie, warum, von wem; und auch was sie
noch nicht überholtes, noch nicht ausgewachsenes enthalten. Die publizierten Irr-
wege würde ich dem Leser nicht vorenthalten, sind sie doch besonders lehrreich.
Was Du immer noch als giltig ansiehst, was als Kanon sicher und endgiltig im Zu-
sammenhang dargelegt, würde man daraus ersehen. Betreffend die allg. Rel. Th.
scheint mir insbesondere das, was über Energie, Hamiltonsches Prinzip von Dir
entwickelt
wurde;[3]
über notwendige und weniger innig verflochtene Zusammen-
hänge beim Kosmologischen, zu sagen.
Bei der Wärmetheorie die Stellung Deiner älteren Arbeiten, und was sie heute
noch zu sagen haben, bezw. wo das Richtige und Fruchtbare an ihnen anderswo
seitdem vielleicht besser dargestellt worden ist.
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