2 6 V O L U M E 8 , D O C U M E N T 1 7 7 a Vol. 8, 177a. From Paul Ehrenfest Leiden, 1. I. 1916 Lieber Einstein! Zuvor: Glückliches Neues Jahr. Gestern erhielt ich Deinen Brief.[1] Dass Du nicht kommst ist eine sehr große Enttäuschung für uns. Ich war überzeugt, dass Du kommen würdest. Ich begreife nicht was Deine Mutter von Dir besonderes hat? Bist Du denn imstand ihr unent- behrlich zu sein?— Ich bedaure es unsäglich dass Du nicht kommst—kannst Du nicht doch noch kommen? Niemand verlangt doch von Dir dass Du pünktlich be- ginnst. Und wenn Du ruhig überlegst musst Du doch zugeben, dass das keine Ver- gnügungsreise ist sondern eine Discussion mit Lorentz, Fokker und mir doch wirklich den Charakter einer ernsten Besprechung Deiner Arbeit besitzt.[2] — Es ist hoffnungslos, dass eine Correspondenz mit Dir die Fragen klären kann, die wir hier vergeblich selbst zu lösen versuchen.— Ich hoffe und bitte also noch immer dass Du kommst. Es ist wirklich ungerechtfertigt, dass Du aus bloßer Bequemlichkeit diese Gelegenheit bespuckst mit drei an einem Platz sitzenden, ernst für Deine Theorie interessierten Fachgenossen genau durchstreiten zu können—besonders wenn Du dabei bedenkst dass Dich diese Menschen ganz einfach menschlich lie- ben.— Hast Du einen solchen Überfluss an derartigen Gelegenheiten?!— Selbst wenn Du völlig lükkenlos recht hast mit Deiner Theorie würde eine solche Bespre- chung für Deine weitere Arbeit sicher förderlich sein, weil Dich der Widerspruch reizen muss. Überdies aber sind wir hier überzeugt, dass in Deiner Arbeit irgend- was—noch näher Aufzufindendes—in Unordnung ist.— Wäre es für mich nicht absolut unmöglich zu Dir zu kommen—ich wäre schon längst bei Dir und meine Frau[3] würde mir das ohneweiters zugestanden haben.— — • — Na ich hoffe—Du legst mir meine Eindringlichkeit nicht als Unbescheidenheit aus—ich denke natürlich immer an die Anwesenheit von Lorentz, wenn ich sage komme hierher! — • — — • — Lorentz ist doch vorläufig einfach überzeugt, dass Deine Theorie (die Funda- mentalgleichungen I, II)[4] noch nicht ausreicht „Das Geschehen“ zu determinieren. (Er kennt momentan noch nicht den Inhalt Deines Briefes an mich.) Nun zu den Hauptpunkten Deines Briefes: