Vol. 7, 52a. Opinion on Eggeling and Richter’s Project Berlin W. 30, den 3. Februar 1921 Haberlandstr. 5 Der von den Herrn Eggeling und Richter verfolgte Gedanke, frei erfundene Fi- guren in ihrer Entwicklung kinematographisch vorzuführen, erscheint mir durch- aus glücklich und berechtigt.[1] Dieser Versuch bedeutet nichts Anderes als die Uebertragung des Wesens der Melodie, und zwar insbesondere der mehrstimmigen Melodie, auf das Gebiet des Sehens. Was in der Musik zeitlich aneinander gereiht wird, sind nicht Naturgegebenheiten, die der alltäglichen Erfahrung entlehnt sind, sondern künstlich erzeugte Gebilde (Töne, Akkorde). So ist es auch bei den von den beiden Künstlern benutzten zeichnerischen Gebilden, deren zeitliche Aneinan- derreihung zu einem künstlerischen Erleben neuer Art führen soll. Dieses Unter- nehmen verdient zweifellos Interesse und wird wohl auch solches finden. Ob die Kunstentwicklung unserer Zeit über diesen Weg führen wird oder nicht, vermag ich natürlich nicht zu sagen. TLC. [44 770]. [1]Hans Richter (1888–1976) was a German painter, graphic artist, and a founding member of Dadaism. Helmuth V. Eggeling (1880–1925) was a Swedish painter. In their Berlin studio, they launched a program of producing nonfigurative films with support from the Universum-Film- Aktiengesellschaft (UFA). Fearing a lack of interest from the viewing public, UFA denied them fur- ther assistance in September 1920. They then turned to art institutions and prominent personalities for supporting opinions, among whom was Einstein’s old acquaintance Georg Nicolai. Apparently on Nicolai’s suggestion, they sent copies of their correspondence with UFA and Nicolai to Einstein ([44 772]–[44 780]), attached to their (nonextant) request for a similar opinion.