DOCUMENT 76 ON SUPERCONDUCTIVITY 173 433 Elektronen beruhen kann, zeigte Kamerlingh Onnes überzeugend, indem er nachwies, dass nicht supraleitende Drähte mit dünnem Uberzug aus supraleitendem Material supraleitend sind. Die [14] Elektronen des Uberzuges müssten nämlich im Laufe der Zeit in den Nicht-Supraleiter eindringen und dort ihre den elektrischen Strom ausmachende mittlere Vorzugs-Bewegung einbüssen. Das System dürfte also nicht supraleitend sein. Wollte man die Supraleitung durch freie Elektronen erklären, so müsste man sie als agitationsfrei auffassen, derart, dass die negative Elektrizität im stromdurchflossenen Supraleiter keine andere Bewe- gung hat als die den elektrischen Strom ausmachende. Eine solche Vorstellung wird nicht nur durch die Rutherford-Bohr'sche Theorie unwahrscheinlich gemacht, nach welcher im Inneren eines Körpers überall starke elektrische Felder herrschen sondern auch durch die Thatsache, dass die Supra-Leitung durch massige Magnetfelder vernichtet wird. Denn die durch die LORENTZ-Kraft (HALL-Kraft) [15] erzeugten Querkräfte würden sich von selber durch Ladungs- anhäufung an den Oberflächen elektrostatisch ausgleichen, sodass keinerlei Wirkung des Magnetfeldes auf die Elektronen zu erwarten wäre. Es scheint demnach, dass die elektrische Leitung den peripheren Elektronen der Atome zugeschrieben werden muss, welche sich mit grosser Geschwindigkeit um die Kerne bewegen. In der That scheint es nach der Bohr'schen Theorie schwer denkbar, dass die mit grosser Energie umlaufenden peripheren Elektronen z. B. des Quecksilberdampfes bei der energetisch verhältnismässig wenig ein- schneidenden Verflüssigung einen wesentlichen Teil ihrer Geschwin- digkeit verlieren. Es sieht deshalb beim heutigen Stande unserer Kenntnis so aus, als ob es freie Elektronen in Metallen überhaupt nicht gäbe. Dann muss die metallische Leitung darin bestehen, dass Atome ihre peripheren Elektronen austauschen. Würde nun ein Atom von einem Nachbar-Atom ein Elektron erhalten ohne dass es selbst ungefähr gleichzeitig ein Elektron an ein anderes Nachbar- atom abgäbe, so würde es eine gewaltige energetische Veränderung erleiden, wie sie bei den ohne Energieaufwand sich erhaltenden Supraleitungs-Strömen sicherlich nicht vorkommen darf. Es scheint 28