174 DOCUMENT 76 ON SUPERCONDUCTIVITY 434 also unvermeidlich, dass die Supraleitungsströme von geschlossenen Molekülketten (Leitungsketten) getragen werden, deren Elektronen unablässig cyclische Vertauschungen erleiden. Kamerlingh Onnes vergleicht daher die geschlossenen Ströme in Supraleitern mit den [16] Ampere'schen Molekularströmen. [17] Bei unserer weitgehenden Unkenntnis über die Quanten-Mechanik zusammengesetzter Systeme sind wir weit davon entfernt, diese vage Idee in eine Theorie verdichten zu können. Wir können nur einige Fragen an sie knüpfen, die experimentell entschieden werden könnten. Es mag als unwahrscheinlich anzusehen sein, dass ver- schiedenartige Atome Leitungsketten miteinander bilden können Vielleicht ist also der Ubergang von einem supraleitenden Metall [18] zu einem andern niemals supraleitend. Ferner liegt der Gedanke nahe, dass aus diesem Grunde bisher nur solche Metalle als supra- leitend sich herausgestellt haben, die verhältnissmässig tiefen [19] Schmelzpunkt haben denn in solchen mögen die Verunreinigungen nicht im Zustand ächter Lösung sondern eher in Form von kleinen Komplexen vorhanden sein, die sich beim plastischen Zustand des Metalls ausscheiden. Es ist ferner die Möglichkeit ins Auge zu fassen, dass die Lei- tungsketten nicht beliebig kleine sondern nur Ströme bestimmter endlicher Grösse führen können, was ebenfalls der experimentellen [20] Prüfung zugänglich wäre. Der Gedanke, dass Leitungsketten durch Magnetfelder zerstört werden können, ist naheliegend, ja fast notwendig, ebenso, dass die Temperaturbewegung Leitungsketten zerstören könne, wenn sie stark genug ist und wenn die sie bildenden hv-Energiequanten gross genug sind. So mag die Verwandlung der Supraleiter in gewöhn- liche Leiter durch Erhöhung der Temperatur und vielleicht sogar die scharfe Temperaturgrenze der Supraleiter zu verstehen sein. Die elektrische Leitung bei gewöhnlicher Temperatur mag auf der unablässigen thermischen Bildung und Zerstörung von Leitungs- ketten beruhen. Dies Phantasieren kann nur durch die momentane Verlegenheit der Theorie entschuldigt werden. Klar ist, dass neue Wege gesucht werden müssen, um den Thatsachen der Supraleitung gerecht zu