D O C U M E N T 2 0 0 M A Y 1 9 2 2 3 1 5 Jedes Atom ist—wo es auch sei—stets richtungs-gequantelt. Beim Transport von einem Felde in ein anderes (auch von einem elektrischen in ein magnetisches verändert sich jeder Quantenzustand adiabatisch in einen anderen, der aber wieder der räumlichen Quantenbedingung entspricht. Jedes Atom ist also schon im festen Körper richtungs-gequantelt bezw. in solcher Koppelung mit anderen Atomen, dass es bei Verdampfung in einem Felde richtungs-gequantelt ist. Degenerierte Zu- stände im eigentlichen Sinne soll es überhaupt nicht geben. Der Dampfstrahl ist also von Anfang an vollständig richtungs-gequantelt, also auch im (starken) Felde. Die statistische Verteilung zwischen den Quantenzustän- den wird durch die Verteilung im festen Körper bestimmt und entspricht dessen Temperatur, mit Rücksicht darauf, dass ein genügend häufiger Sprung von Quan- tenzuständen ineinander nur im festen Zustand stattfinden kann. Unsere Rechnung[2] gilt für den Übergang von Quantenzuständen ineinander durch Strahlung. Sie hat aber keine praktische Bedeutung, weil das Experiment über ihr Zutreffen oder Nicht-Zutreffen keinen Aufschluss geben kann. Könnte man den verdampfenden Körper weit über die Proportionalitätsgrenze hinaus ma- gnetisieren, so würde der eine Quantenzustand im Dampfstrahl auf Kosten des an- dern degenerieren. Natürlich weiss ich, dass es gegen diese Auffassung Bedenken gibt. Wenn ein solches Silbergas in einem schwachen Magnetfeld ist, und zwei Atome sind vor ei- nem Zusammenstoss richtungs-gequantelt, so müssten sie es nach meiner Auffas- sung auch nach dem Zusammenstoss sein. Da das Magnetfeld beliebig schwach ist gegen die Kräfte, die während des Zusammenstosses zwischen den Atomen wir- ken, so ist schwer zu glauben, dass die Richt.-Quantelung dabei nicht in Unord- nung gerät. An dieser Stelle kann ich nur sagen: die Richt.-Q. des einzelnen Mol. während des Zusammenst. ist durch die [s]tarken Kräfte bedingt, aber der Übergang zur Freiheit vollzieht sich so, wie wenn er unendlich langsam erfolgte. [---] [---] die adiabatischen Vorgänge, die nicht unendlich langsam erfolgen. Ich weiss nun nicht, ob wir unsere Notiz noch publizieren sollen.[3] Jedenfalls nicht mit einer Kontroverse zwischen uns beiden. Wenn wir uns nicht so klar wer- den können, dass wir beide uns einigen können, dann lassen wirs lieber. Gestern war ich mit dem prächtigen Joffe zusammen,[4] den ganzen Abend, wo- bei wir uns streng auf Dein Programm beschränkten, ohne damit fertig zu werden. Seine Untersuchungen über die Leitung von Krystallen haben mich sehr interes- siert.[5] Was ist mit Breits Hypothese über die Supraleitung das interessiert mich.[6] Joffe versprach bestimmt, Dir gestern noch zu schreiben. Er lächelte so nett, als er sich seiner Sünden erinnerte. Herzl Grüsse an Euch alle Dein Einstein.