DOC. 318 CRISIS OF THEORETICAL PHYSICS 461 (8) Vom allgemeinen theoretischen Standpunkte aus ist Folgendes besonders wunderbar. Einerseits scheint wie schon bemerkt-die Mecha- nik nicht allgemein zu gelten, da die auf sie gegründete statistische Mechanik zu Ergebnissen führt, die mit der Erfahrung im Widerspruch sind (z. B. spezifische Wärme fester Körper). Andererseits bewahren sich die mechanischen Gesetze innerhalb des Gültigkeitsbereiches der obigen Regel in bewundernswerter Weise. Sollte es in der Natur nur quasiperiodische Elementarvorgänge geben oder allgemeiner nur solche mechanische Systeme, welche soviele Integrale in geschlossoner Form besitzen als Freiheitsgrade? Ein solcher Gedanke erscheint im Hinblick auf die kinetischo Gastheorie absurd. Die Frage, inwiefern die Gültig- keit der klassischen Mechanik (und Elektrodynamik) durch die Quanten- forderung begrenzt wird, ist heute in ebenso tiefes Dunkel gehüllt wie vor 15 Jahren. Es ist vielfach bemerkt worden, dass bei dein heutigen Zustande unserer Kenntuis die Darstellbarkeit der Naturgesetze durch Differen- zialgleichungen zweifelhaft erscheint. In der That müssen wir nach [19] der soeben angegebenen Quantenregel einen ganzen Bewegungszyklus des Systems ins Auge fassen, um beurteilen zu können, ob ein bestimmter Zustand des Systems quantentheoretisch erlaubt ist oder nicht. Um den Quanten-Relationen wirklich gerecht zu werden, scheint eine neue mathematische Sprache nötig zu sein jedenfalls erscheint es sinnwidrig die Gesetze durch eine Kombination von Differentialgesetzen und Integralbedingungen auszudrücken, wie wir es heute thun. Abermals sind die Grundlagen der theoretischen Physik erschüttert, und es ruft die Erfahrung nach dem Ausdruck einer höheren Stufe von Gesetzlichkeit. Wann wird uns der erlösende Gedanke beschert werden ? Glückllch diejenigen, welche es erleben und schauen dürfen. (August 1922.)