D O C U M E N T 3 2 2 A U G U S T 1 9 2 2 4 6 7 Abwendung vom Leben entschwundenen jungen Bruders.[6] Eine merkwürdig freie und reiche Natur, war es ihm bei den griechischen Weisen so heimisch, dass er meistens das griechische Wort leichter und sicherer fand als das italienische, sei- nen Körper als Schwimmer und Kletterer ungewöhnlich in seiner Gewalt hatte und ein sicheres zeichnerisches Talent entwickelte. Ganz scharf bedrängten ihn, trotz- dem oder desshalb, die entscheidenden Fragen des Lebens. Siehe zum Beispiel Sei- te 229/230 des Buches, die ich eben aufschlage.[7] Vero mit Frau und Kind sind (seit Samstag) in Zürich, bei den Schwieger-eltern. Er hatte eine fruchtbare Praxis in diesem halben Jahr, sucht sich jetzt aber doch ei- nen disziplinierteren Prinzipal als er bis jetzt hatte.[8] Wie ich Dir in jenem Brief von vor einigen Wochen schrieb, würde es mich sehr freuen, wenn er gerade in den Kreisen des Völkerbundes Anschluss finden könnte. Jeder Mensch muss seinen Anschluss haben. Der Naturforscher gehört dem gewaltigen Kreise, den die mathe- matische Methode und beobachtend-experimentelle Methode geschaffen haben. Der gewöhnliche Mensch gehört seiner Familie, seinem Volke an. Wer, wie wir, damit keinen eindeutigen Anschluss dieser Art hat, muss, und kann vielleicht auch, an dem Höchsten anschliessen, was er eben erfassen kann. Habe ich Dir erzählt, dass mir Chavan eine wundervolle Vergrösserung einer Photographie von dir, aufgenommen in seinem Laboratorium ca 1906 oder 1908, geschenkt hat?[9] Auch mir gesagt hatte, wie sehr es ihn freuen würde, dir Gast- freundschaft erweisen zu können in Bern? Wir können es übrigens jetzt auch. Also auf wiedersehen, vor oder nach der Weltreise! In unser aller Namen dein Michele. ALS (Einstein and Besso 1972, pp. 180–183). [7 082]. There are perforations for a loose-leaf binder at the left margin of the document. [1]See Doc. 314. [2]Not extant. [3]Ataraxia is Greek for serenity. [4]Vittorio Besso. [5]Paula Winteler-Michelstaedter (1885–1972) was married to Fritz Winteler, brother of Anna Besso-Winteler. [6]Carlo Michelstaedter (1887–1910) was an Italian writer and philosopher. The book was Michel- staedter 1922. On the circumstances of his death, see Michelstaedter 2004, pp. x–xi. [7]The passage in question deals with the existential deliberations of the author in light of his dis- cussion of the relationship between Plato and Aristotle. [8]Besso’s son, his wife Lydia Brönnimann, and their son Marco. Vero Besso’s stepparents were Fritz and Anna Brönnimann. Vero was a lawyer in an insurance company in Zurich in which his grandfather had been one of the directors. [9]Lucien Chavan.
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