D O C U M E N T 3 4 6 S E P T E M B E R 1 9 2 2 4 9 7 346. From Helene Stöcker Den 7. September 1922 Verehrter Herr Professor! Unserer Verabredung gemäss, habe ich Ihre Auffassung an Herrn Brailsford weitergegeben, dass Sie zu einem allgemeinen Appell von sich selbst aus sich nicht entschliessen könnten, dass Sie aber wohl bereit seien, auf genau präzisierte Anfra- gen, sogut es Ihnen möglich sei, zu antworten.[1] Darauf hin aber ich gestern die beifolgenden Zeilen von Herrn Brailsford erhal- ten, die ich Ihnen in deutsch und englisch übersende.[2] Da glücklicherweise eine Atempause eingetreten ist, wird ja auch Ihre Antwort genügen, wenn Brailsford sie bis zum 25./26. September noch für die Ausgabe des Oktoberheftes erhält.[3] Doch würde es ihm sehr viel lieber sein, wenn er die Ant- wort schon eine Woche früher, also bis zum 17.18. September haben könnte. Er hätte dann noch grössere Möglichkeiten für die weiteste Publizierung zu sorgen. Ich bin überzeugt, dass jede solche Darstellung, sicherlich für die gerechte Be- urteilung, das Interesse und Verständnis unserer Zustände von Nutzen sein wird und hoffe daher, dass Ihre wissenschaftlichen Aufgaben Ihnen doch einige Stunden der Musse für die Beantwortung der Fragen von Brailsford lassen. Der Brief von Brailsford soll als der Fragebrief als Vorrede zu Ihrer Beantwor- tung gedruckt werden. Er überlässt es Ihnen vollständig, ob Sie alle diese Fragen beantworten oder einige auslassen, einiges ändern oder einige hinzufügen wollen über Gegenstände, die Ihnen besonders wichtig erscheinen zu besprechen. Mit an- deren Worten, er bittet, dass Sie auch seinen Brief nach Ihren persönlichen Wün- schen gewissermassen redigieren. Er glaubt, dass, wenn auch jetzt eine kurze Atempause eingetreten ist, doch die Schwierigkeiten nicht geringer werden, selbst bei einem Steigen der Mark, und dass es daher um so notwendiger sei, der übrigen Welt die Schwierigkeiten des Le- bens in Deutschland klar zu machen. Brailsford möchte gern Ihre Meinung darüber wissen, was Ihnen lieber sei, wenn er den Brief der „New-Yorker World“ oder den „Hearst Papers“ übergebe, die beide eine grosse Anzahl von angeschlossenen Zeitungen in den Vereinigten Staa- ten haben, weiteste Publikation sichern und auch angemessen bezahlen würden? Oder ob Sie vorziehen, ihn der „Associated Press“ übergeben zu laßen durch ihn die vielleicht noch weitere Publikation sichern würde, aber nicht in demselben Ver- hältnis zahlen kann?