DOCUMENT 370 COMMENT ON SELETY 525 438 A. Einstein. Bemerkung zu der Franz Seletyschen Arbeit usw. schlägigen Literatur Verwirrung stiftet. Die Relativitätstheorie sagt: Die Naturgesetze sind unabhängig von jeder besonderen Koordinatenwahl zu formulieren, da dem Koordinatensystem nichts Reales entspricht die Einfachheit eines hypothetischen Gesetzes ist nur nach seiner allgemein kovarianten Formulierung zu beurteilen. Daraus folgt aber nicht, daß man sich die Beschreibung durch passende Wahl des Bezugssystems nicht erleichtern dürfe, ohne gegen das Relativitätspostulat zu ver- stoßen. Wenn ich z. B. die wirkliche Welt durch die "Zylinder- welt" mit gleichmäßig verteilter Materie approximiere und dabei die Zeitachse parallel den Erzeugenden des "Zylinders" wähle, so bedeutet dies nicht die Einführung einer "absoluten Zeit". In der Welt gibt es nach wie vor kein Koordinatensystem, welches für die Formulierung der Naturgesetze bevorzugt wäre. Bezüglich der wirklichen Welt ist eine exakte Definition eines derartigen Koordinatensystems übrigens unmöglich, auch dann, wenn sich die wirkliche Welt durch jene Zylinderwelt roh approximieren läßt. Das Relativitätsprinzip behauptet nicht, daß die Welt gegenüber allen Koordinatensystemen in gleich einfacher oder gar in gleicher Weise zu beschreiben sei, sondern nur, daß die allgemeinen Gesetze der Natur bezüglich aller Systeme die gleichen seien (genauer: daß die hypothetisch möglichen Naturgesetze bezüglich ihrer Einfachheit nur in ihrer allgemein kovarianten Formulierung gegeneinander abzuwägen sind. September 1922. (Eingegangen 25. September 1922.)
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