5 4 4 D O C . 3 7 9 T R A V E L D I A R Y N O V E M B E R 1 9 2 2 Nachmittags 3 Uhr Abreise. 16. und 17. Fahrt durch japanische Meerengen mit unzähligen grünen Inselchen. Wunderbare stets wechselnde Fjordlandschaften. 17. Nachmittags Ankunft in Ko- be. Von Nagaoka, Ishiwara, Kuwaki Herr Nagaoka mit zierlicher Gemahlin, deut- schen Konsul und deutschen Verein, Zionisten, empfangen.[53] Grosser Trubel. Auf dem Schiff Haufen Journalisten. Halbe Stunde Interview im Salon. Landung unter grosser Beteiligung von Publikum Kurzes Verschnaufen in Hotel nächst Landungs- stelle. [54] unter grosser Bet Abends 2 Stunden Bahnfahrt mit den Professoren. Leichte Wagen. Publikum sitzt in zwei langen Reihen längs Fenstern. In Kiote ma- gisch beleuchtete Strassen, niedliche Häuschen Autofahrt ins Hotel etwas in der Höhe.[55] Die Stadt unten wie Lichter-Meer. Grosser Eindruck. Graziöse Leutchen trippeln klapp klapp auf den Strassen. Hotel grosser Holzbau. Gemeinsames Essen zierliche Frauen-Bedienung in kleinem Separatzimmer. Japaner schlicht, fein, überhaupt sehr sympathisch Abends wissenschaftliche Unterhaltung. Alles zusam- men höchst anstrengend. 18. Morgens Auto-Rundfahrt durch Kiote. Tempel. Grosse Gärten, alter Palast, mit Mauer und Wassergräben umgeben, wundervolle altjapanische Architektur (Abart der chinesischen, leichter, weniger barock)[56] Auf Strassen allerliebste Schulkinder. Von 9 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends Eisenbahnfahrt im Aussichts- wagen bei wolkenlosem Himmel bis Tokio. Fahrt an Seen, Meeresbuchten. Über Gebirgspas Fushiama,[57] schneebedeckt strahlt weithin über das Land. Unver- gleichlicher Sonnenuntergan nahe beim Tushi. Prachtvolle Silhuetten der Wälder und Hügel. Dörfer lieblich und sauber. Schöne Schulen. Land sorgfältig bebaut. Nach Sonnenuntergan Journalisten im Zug. Gewohnte blöde Fragen wie immer Ankunft in Tokio! Gewimmel von Volk und Photographen mit Blitzlichtern. Waren völlig geblendet von unzählige[n] Magnesium-Blitzen Kurzer Ref Zufluchtsauf- enthalt in Halle im Bahnhofhotel.[58] Empfang von Akademie und Deutschen und Vereinsdeputation. [59] Ankunft im Hotel ganz erschöpft zwischen riesigen Blumenkränzen und Bouquets. Noch Besuche von Berliners[60] und Lebendiges Begräbnis. 19. Von 1½–4 und 5–7 öffentlicher Vortrag in Universitätssaal in kleinen Parti- en, übersetzt von Ishiwara.[61] Dieser malerisch in japanischer Kleidung Sieht aus wie Mittelding von Büsser und Priester. 20. Nagaoka holte mich uns ab zu Akademie-Essen in botanischem Garten. Die Akademiker waren sehr herzlich. Nagaoka holte uns ab und brachte uns heim. Es wurde mir nach Verlesung eine Adresse überreicht, für die ich kurz dankte.[62] Abendessen im Hotel zusammen mit Yamamoto und Kaizoscha-Angestellten.[63] Dann japanisches Theater mit Gesang und Tanz.[64] Frauenrollen von Männern [p. 16v] [p. 17]
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