D O C . 3 7 9 T R A V E L D I A R Y D E C E M B E R 1 9 2 2 5 5 1 für Japaner charakteristisch. Reine Seelen wie sonst nirgends unter Menschen Man muss dies Land lieben und verehren. 12. Vormittags Verschnaufen. 2 Uhr altes Tokugava-Schloss mit wunderbaren Landschaftsbildern (Wolken, Bäume, Vögel, drollige Tiger, auf Goldgrund gemalt) Gemalde von Balken unterbrochen, sodass Wände weggetäuscht und märchenhaft farbenschöne äussere Fortsetzung des Innenraumes vorgetäuscht wird.[143] Mit Ishiwara Rechnung über Energietensor des elektromagnetischen Feldes in isotro- pen ponderabeln Substanzen für gemeinsame Abhandlung in japanischen Akademie-Berichten.[144] 13. Reise nach Kobe. Mittagessen mit Okamot Yamamoto und dem bedeuten- den jungen Sozialpolitiker in Fischerdorf von Kobe (Ausflugsort),[145] Vortrag mit Ishiwara von bis 8 Uhr, Essen beim Konsul Trautmann. Dann Emp- fang im Deutschen Klub.[146] Heimfahrt mit Frau allein im Bummelzug. (Ankunft Kioto 1 Uhr Nachts) 14. Feierliches Mittagessen mit Professoren der Universität. Grosse Studenten- versammlung. Ansprache des Rektors und Vertreters der Studentenschaft in tadellosem Deutsch (sehr herzlich).[147] Dann Vortrag von mir über Entstehung der Relativitätstheorie (auf Wunsch).[148] Besuch im physikal. Institut (Höchst interes- sant, besonders Kimuras Untersuchungen über Verbreiterung der Spektrallinien.[149] Abends kommt Nagaoka von Tokyo mit Koffer voll prächtiger Geschenke von der Universität Tokyo.[150] 15. Abschied von Nagaoka. Besuch von herrlichem buddistischem Tempel Ge- dächtnis-Gottesdienst für Tote. Freundlicher Empfang durch Priester. Besichtigung der grossen Glocke Klöpel horizontal und aussen. Blühender Kirschbaum vor dem Tempel.[151] Photographieren im phys. Univ. Institut mit kleinem Empfang und Kolloquium. Dämmerung Besuch eines auf hohen Pfählen an Bergabhang stehen- den schintoistischen Tempels. Dann Besuch festlich beleuchteter Strasse mit Luxusgeschäften und grossem Betrieb. Unbeschreiblich heiteres Bild wie Oktober- fest. Gewimmel von Lampions und Fähnchen. Strassenboden ungeheuer dreckig, alles andere blitzblank und farbenprächtig.[152] 16. Vormittags Früh Besuch [eines] buddhist. Tempels am Fuss des Berges Hügels nächst dem Hotel. Wundervolle Architektur subtrop. üppige Vegeta- tion.[153] Vormitt. Westtempel mit prachtvollen Gemälden. Auch harmonische Be- handlung menschlicher Figuren in der Landschaft, an ital Renaissance erinnernd. Niemals Portraits oder Gruppenkomposition.[154] Nachmittags Biva-See mit wun- dervoll gelegenem und architekt. sehr vollkommenem altem Felstempel.[155] Abends viele mehrere Briefe geschrieben [p. 25] [p. 25v] [p. 26]
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