D O C . 3 7 9 T R A V E L D I A R Y J A N . / F E B . 1 9 2 3 5 5 7 Bahn. Engländer führen tadellose Verwaltung ohne unnötige Chikanen. Ich hörte von keinem Worte der Unzufriedenheit gegen sie, auch nicht von einem singhale- sischen Lehrer, der als Zwischendeck-Passagier von Penang nach Colombo mit- fuhr. Der Rickscho-Mann war von uns bezw. unseren 5 Rupien so begeistert, dass er uns zum Abschied Bananen an die Bahn brachten. Am Bahnhof lernten wir noch eine bildschöne feine junge Singhalesin mit Schwester und Mutter kennen, Dor- faristokraten. Sie hatte aber einen holländischen Urgrossvater. Selten hab ich so et- was Feines gesehen. Besonders prächtiger Sternhimmel. Heimfahrt noch immer heiss und Gewimmel von Mücken im Wagen, was in dieser sumpfigen Reis-Ge- gend recht unheimlich war. In Colombo angekommen fielen die Rickscho-kulis über uns her. Nach längerem vergeblichem Widerstand ergaben wir uns ihnen. Sie betrachten es als eine Unverschämtheit von einem Europäer, wenn er zu Fuss geht. Dann Fahrt aufs Schiff bei hohem Seegang in Ruderschiff unter Todesangst und schweren Vorwürfen Elses. Nachher Löschen der furchtbaren Durstes auf dem Schiff, Nachts fast keine Abkühlung. Temp. tags etwa 29 Grad im Damper in gut ventiliertem Teil ausnahmsweise kühl für diese Gegend. 22. Arbeit über Gravitation und Elektrizität endgültig aufgeschrieben.[196] See- reise überaus angenehm ohne bemerkenswerte Erlebnisse. Japanisches Essen mit Kapitän. Wundervolle sternklare Abende Temperatur sinkt langsam mit Entfer- nung vom Aequator. Telegramme über Einrücken der Franzosen ins Ruhrgebiet, sind in 100 Jahren nicht gescheidter geworden.[197] 31. Im roten Meer zuerst konstant 28–29 Grad bei fast klarem Himmel. Wunder- bare Sonnenuntergänge mit gelbrotem bis purpurrotem Himmel und grell beleuch- teten bezw. silhuettenhaft dunklen scharfgezackten Inselchen. Heute Ankunft in Suez. Tiefblaues auffallend durchsichtiges Meer Himmel gleichmässig schwach bedeckt. Silbrige matte Farben, malerische Segelschiffe, gelbe Ufer Fahrt durch Bitterseen mit öden verlassenen Ufern wundervoll. Matte silbrige Töne. Himmel trübe. Luft ziemlich kühl. Am letzten heissen Tag war Maskenfest der Passagiere, tags vorher der Ste- wards. Japaner sind Virtuosen in dieser Kunst. Nette Bekanntschaften in der letzten Zeit gemacht. Griechischer Gesandter, der aus Japan heimkehrt, sympathische eng- lische Witwe, die ein Pfund für die Jer. Universität spendet trotz meiner Proteste, nicht zu vergessen das Ehepaar Og[a]ta, feine liebenswürdige japanische Kaufleu- te, mit denen wir viel plauderten auf dem Schiff. 1. Februar Ankunft in Port Said in aller Früh. Griechischer Gesandter erleich- terte und die Landung & Verzollung. Junger Jude Goldstein Cantor erschien beim Zollhaus mit Telegramm von Jerusalem, um uns zu helfen. Stadt richtiger Frem- denplatz mit entsprechendem Gesindel. Besuch beim Gemeindevorstand (Palästi- nenser). 6 Uhr abends Zug nach Candara am Suezkanal.[198] Cantor und sein Com- pagnon Goldstein begleiten uns dorthin und auf Fähre über den Kanal von 8–1 Uhr [p. 32v] [p. 33] [p. 33v]
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