DOCUMENT 391 IMPRESSIONS IN JAPAN 609 (340) Der Japaner zieht sich verletzt zurück und-weint. Wie oft wird dem Japaner die Unfähigkeit zum rauhen Worte als Falschheit und Unaufrichtigkeit gedeutet. Für einen Fremden wie mich ist es nicht leicht, tief in die japanische Seele zu blicken. Überall mit grösster Aufmerksamkeit im Festgewande empfangen höre ich mehr sorgfältig abgewogene Worte, als solche vielsagende, die unbeachtet aus der Tiefe der Seele heraus schlüpfen. Aber was dem unmittelbaren Erleben an den Menschen entgeht, das ergänzen die Eindrücke der Kunst, die man in Japan so reich und vielfältig empfängt wie sonst in keinem Lande. Dabei verstehe ich unter "Kunst" alles, was hier Menschenhände mit ästhetischer Absicht oder Nebenabsicht an Dauerndem hervorbringen. [20] In dieser Beziehung komme ich kaum heraus aus dem Staunen und der Bewunderung. Natur und Menschen scheinen sich vereinigt zu haben, um eine Stileinheit hervorzubringen wie nirgends sonst. Alles, was wirklich von diesem Lande stammt, ist zierlich und heiter, nicht abstrakt metaphysisch sondern stets ziemlich eng verbunden mit dem durch die Natur Gegebenen. Zierlich ist die Landschaft mit kleinen grünen Inselchen oder Hügeln, zierlich die Bäume, zierlich das sorgfältig in kleine Parzellen geteilte, sorgfältigst bebaute Ackerland, besonders aber die darauf stehenden Häuschen und endlich die Menschen selbst in ihrem Sprechen, ihren Bewegungen, ihrer Kleidung samt allen Gerät- schaften, deren sie sich bedienen. Besonderen Gefallen habe ich am japanischen Hause gefunden mit seinen sehr gegliederten glatten Wänden, [21] seinen vielen, mit Matten weich ausgelegten Zimmerchen. Jede kleine Einzelheit hat da Sinn und Bedeutung. Dazu zierliche Menschen mit ihrem malerischen Lächeln, Verbeugen, Sitzen-alle Dinge, die man nur [22] bewundern aber nicht nachmachen kann. Du versuchst es vergeblich, [23] O Fremder!-Doch das zierliche Essen Japans bekommt dir nicht, be- [24] scheide dich lieber mit dem Zusehen.-Der Japaner ist verglichen mit unseren Menschen heiter und sorglos im gegenseitigen Umgang,-lebt
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