Vol. 3, 10a. “On Boltzmann’s Principle and Some of Its Direct Consequences” [Zurich, 2 November 1910][1] Über das Boltzmannsche Prinzip und einige unmittelbar aus demselben fliessende Folgerungen. Die Thermodynamik beruht bekanntlich auf zwei Prinzipien, dem Energie- prinzip (auch 1. Hauptsatz genannt) und dem Prinzip von der Nichtumkehrbarkeit des Naturgeschehens (auch 2. Hauptsatz genannt). Dies letztere Prinzip von sagt aus, Der Inhalt des letzteren Prinzip lässt sich im Sinne der Planckschen nach Planck so aussprechen Alle Naturwissenschaft[2] ist auf die Voraussetzung der lückenlosen vollstän- digen kausalen Verknüpfung jeglichen Geschehens begründet. Nehmen wir an, Ga- lilei hätte bei seinen Pendelversuchen gefunden, dass dasselbe Pendel so schwingt, dass die Dauer einer Schwingung in unregelmässigster Weise wechselt. Nehmen wir ferner an, dass dieser Wechsel mit dem Wechsel irgend welcher anderer beob- achtbarer Verhältnisse nicht hätte in Verbindung gebracht werden können. Dann wäre es Galilei unmöglich gewesen, seine Beobachtungen zu einem Gesetze zu vereinigen. Hätten alle uns zugänglichen Erscheinungen einen derart unregel- mässigen Charakter, wie wir dies in dem soeben fingierten Falle uns vorgestellt ha- ben, so wären die Menschen gewiss nie auf naturwissenschaftliche Bestrebungen verfallen. Welchen Charakter mussten die Erscheinungen haben, damit Wissenschaft möglich sei? Darauf möchte man zuerst etwa folgendermassen antworten: Bringen wir ein System in einen bestimmten Zustand, so ist falls dies System von anderen Systemen—etwa durch grosse räumliche Entfernung—getrennt ist, so ist der zeit- liche Ablauf der Zustände dieses Systems vollkommen bestimmt d. h. bringen wir zwei beliebig viele gleichbeschaffene isolierte Systeme in genau denselben Zu- stand und überlassen wir diese Systeme sich selbst, so ist für alle diese Systeme der zeitliche Ablauf der Erscheinungen genau derselbe. Wie steht es nun nach unserem heutigen Wissen mit der lückenlosen vollstän- digen kausalen Verknüpfung des Geschehens? Die Frage ist nicht zu beantworten, bevor man sie genauer fixiert hat. Wir wollen dies sogleich thun, indem wir uns eines Beispiels bedienen. Es liege ein Würfel aus Kupfer von gegebener Grösse vor , der nach aussen durch eine für Wärme undurchlässige Hülle abgeschlossen ist. [p. 1] [p. 2]