C O L O N I Z A T I O N O F P A L E S T I N E 9 1 3 Palästina unterbringt. Ich sehe wenigstens die große Wichtigkeit der ganzen zioni- stischen Arbeit gerade in der Wirkung auf diejenigen, welche nicht in diesem Lan- de wohnen werden. Es ist da die Wirkung nach innen und nach außen festzustellen. Die Wirkung nach innen liegt, nach meiner Meinung, in einer sozialen Gesundung der Juden in dem Sinne eines freudigen Gemeinschaftsgefühles des Sichselbstgenügens, die das gemeinsame Ziel in den Menschen hervorrufen muß, und die die neue junge Generation—nicht nur unter der zionistischen Jugend—außerordentlich vorteilhaft unterscheidet von der früheren Generation, deren Bemühen, in der nichtjüdischen Gesellschaft aufzugehen, zu einer fast tragisch zu nennenden Haltlosigkeit geführt hat. Das ist die Wirkung nach innen. Die Wirkung nach außen sehe ich in der Hal- tung, die eine menschliche Gemeinschaft nur durch kollektive, produktive Leistung gewinnen kann. Ich glaube, daß die Existenz eines jüdischen kulturellen Zentrums die moralische und politische Stellung der Juden in der ganzen Welt festigen wird, eben dadurch, daß eine Instanz da ist, welche die Interessen des ganzen jüdischen Volkes gewissermaßen verkörpert. Um dieses Werk zu vollführen, ist es notwendig, daß die große Arbeit nicht auf den Schultern der Zionisten allein ruht. Sie muß immer mehr auf die Schultern der Gesamtheit verteilt werden. Es ist erfreulich zu sehen, daß dieser Prozeß in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht hat, besonders in Amerika, England und Deutschland. Das allerschwierigste ist von den Zionisten geleistet worden. Das Werk hat Dimen- sionen angenommen, die es zu einer Angelegenheit der jüdischen Gesamtheit ma- chen. Es ist erfreulich, daß das Verständnis für den hohen Wert dieser Aufgabe in der jüdischen Gesamtheit immer weiter fortschreitet.“ Damit ist das Gespräch beendet. Am Abend sprach, wie schon erwähnt, Profes- sor Einstein einem Kreise führender jüdischer Persönlichkeiten Wiens über das Aufbauwerk in Erez Israel. Zu der Veranstaltung waren alle hervorragenden Mit- glieder der jüdischen Gesellschaft geladen. Der Vortrag fand im Grandhotel statt und war außerordentlich stark besucht. Der Redner übte eine tiefe Wirkung. Heute wird er seine Konferenzen fortsetzen und abends nach Innsbruck abreisen. * Zu unserem gestrigen Berichte über das Eintreffen Einsteins haben wir zu be- merken, daß der Gelehrte als Gast des österreichischen Komitees für den Palästi- naaufbaufonds (Keren Hajessod) in Wien weilt. Bei seiner Ankunft auf dem West- bahnhofe wurde Einstein vom geschäftsführenden Präsidenten des Komitees, Herrn Direktor Siegmund Epler, empfangen und begrüßt.
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