1 2 V O L U M E 1 3 , D O C U M E N T 4 5 6 a Vol. 13, 456a. From Eduard Einstein[1] [Zurich, 28 March 1923][2] Es ist nicht unsere Schuld, daß wir noch nicht geschrieben haben. Prof. E. Großmann[3] war abwesend. Von dieser Sache wird Dir übrigens Albert[4] schrei- ben. Ich habe jetzt Ferien, aber nicht mehr lang. Dann heißt’s ins Gymi. Ich hoffe, es wird schöner als in dieser Schule.[5] Mein Examen ist gut gegangen, obwohl der Lehrer uns immer hat wollen blamieren. Jetzt habe ich zwei schöne Touren ge- macht: über die Lägern und a[u]f den Pfannenstiel.[6] Ich spiele auch viel Klavier. Die Häusersache ist etwas ins Stillstehen gekommen, weil wir bis jetzt nicht ge- wusst haben, wie es mit den Steuern steht.[7] Bei den Vögeln haben sich unangenehme Zwischenfälle ereignet. Das Weib- chen hat dem Männchen den einen Teil des Kopfes so zugerichtet, dass wir mein- ten, das Auge sei verloren. Jetzt ist sie so wild, daß man nicht in die Nähe kann, ohne ernstlich verwundet zu werden. Die Zahl der gelegten Eier ist auf etwa 25 an- gewachsen. Vorgestern wurde bei uns das Sechseläuten, das Frühlingsfest gefeiert,[8] bei furchtbaren Regenströmen. Das ist überhaupt das Durchschnittswetter, wenn es auch hie und da schön ist. Ein sehr schöne Aufführung habe ich vor einigen Wochen gesehen, die Mat- thäuspassion. Es war wunderbar. Nun habe ich einige Arien auf dem Klavier spie- len gelernt. Auf die Sommerferien können wir uns noch lang überlegen, was wir dann ma- chen. Zuerst habe ich noch 13 Wochen Schule und Albert noch mehr. Aber hoffent- lich kommen wir mit Dir zusammen. Viele Grüße und Dank für Deinen Brief Teddy ALS. [144 039]. There are perforations for a loose-leaf binder at the left margin of the document. [1]Eduard Einstein (1910–1965) was Einstein’s younger son. [2]Dated by the reference to the Sechseläuten holiday being held “Vorgestern.” [3]Eugen Grossmann (1879–1963) was Professor of National Economy at the University of Zurich. [4]Hans Albert Einstein (1904–1973) was Einstein’s older son. See the next document. [5]The Gymnasium of the Kantonsschule in Zurich. Eduard was attending the sixth form of the Hochstrasse elementary school. [6]The Lägern mountain ridge is northwest of Zurich, the Pfannenstiel hill is southwest. [7]In late 1922, Einstein had encouraged his family in Zurich to purchase a house with proceeds from his Nobel Prize money (see Einstein to Hans Albert and Eduard Einstein, 17 December 1922 [Vol. 13, Doc. 400]). [8]The traditional Six Ringing Festival, celebrated on the first Monday following the vernal equi- nox, was held in Zurich on 26 March 1923.
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