DOC. 177 ACCEPTANCE OF GOLD MEDAL 129 Herrn Kollegen VAN DER WAALS meinen besonderen Dank für seine von echtem Wohlwollen getragenen, die tiefen Fragen der beutigen theoretischen Physik scharf beleuchtende Worte, die er an mich gerichtet hat. Die neuen Bildungen der Theorie, von denen da die Rede war, sind oft als grundstürzend und revolutionär bezeichnet worden und doch entstammen sie mehr der Not als freiem Gestaltungswillen. Die Not, welche zu Umgestaltungen der Grundlagen auf naturwissenschaftlichem Gebiete Veranlassung gibt, kann ent- weder in inneren logischen Widersprüchen, bezw. Erkenntnis theoretischen Mängeln des überkommenen Systems wurzeln, oder in dem Versagen des Letzteren, neuen Tatsachen gegenüber. Stets aber liegt das Ueberraschende und Befreiende darin, dass bei der Ueberwindung der Notlage diejenigen Züge des bisherigen Systems erhalten bleiben, welche für die Verknüpfung der in die Theorie bereits eingereihten Tatsachen wesentlich gewesen sind. So ersetzte MAXWELL die mechanische Lichtthe- orie durch die elektro-magnetische, weil erstere keine Möglichkeit für die Erklä- rung der als Lichtgeschwindigkeit bezeichneten Naturkonstanten in der Elektro- Dynamik liefern konnte er konservierte dabei alle wesentlichen Relationen der früheren Optik. H. A. LORENTZ erneuerte von Grund auf unsere Auffassung von der Beteiligung der Materie bei elektro-magnetischen Vorgängen, gezwungen durch die optischen Experimente an bewegten Körpern er konservierte dabei aber die MAXWELL'schen Gleichungen für den leeren Raum und verhalf sogar durch MAXWELL’S Schule in Vergessenheit geratenen Vorstellungen über die Elek- trisität zu neuem I.eben. So verzichtet die spezielle Relativitäts-Theorie auf den überkommenen Begriff der Gleichzeitigkeit, auf einen materiellen Aether-Begriff und auf die NEWTON’schen Bewegungsgleichungen, gezwungen durch die miss- glückten Versuche, absolute Bewegung nachzuweisen aber sie konserviert dabei alles Wesentliche der MAXWELL-LORENTZ'schen Elektrodynamik und in GALILEI’S Trägheitssatz auch das Hauptprinzip der klassischen Dynamik. Die allgemeine Relativitätstheorie stammt aus dem Streben, die Gleichheit der trägen und der schweren Masse zu begreifen und die sachlich unbegreifliche Bevorzugung der Inertialsysteme abzuschaffen. Sie muss auf die Gültigheit der Euklidischen Geometrie im Endlichen verzichten, das Trägheitsprinzip modifizieren aber sie ist, abgesehen von der Vereinigung von Trägheit und Schwere, nichts Anderes als eine Art Uebersetzung der klassischen Physik in das Relativistische und erkennt die Gültigkeit von deren Gesetzen im Unendlichkleinen ungeändert an. Heute ist das grosse Problem das der Quanten, in seinen Tiefen ganz in Dunkel gehüllt. Die Not liegt hier in der Unvereinbarkeit der bisherigen Theorie mit Tatsachen. Wird die Entwicklung auch hier das Gedankengebäude im Wesent- lichen übernehmen und es nur einem vollkommeneren Rahmen einverleiben ? Keine noch so grosse Neugier darf uns zum Prophezeien hinreissen. Wir wollen arbeiten [2] und hoffen. Nadat een foto met Blitzlicht gemaakt was, sloot de voorzitter de vergadering, te 5 uur.
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