3 7 0 D O C U M E N T 2 3 9 A P R I L 1 9 2 4 239. To Maja Winteler-Einstein [Berlin, between 25 and 30 April 1924][1] Liebe Maja! Du hast ganz recht, mit meinem Schreibfleiss unzufrieden zu sein. Aber mein schlechtes Gewissen pflegt nicht stark genug zu sein, um gute Vorsätze zur That werden zu lassen. So gehts nicht nur mit dem Briefschreiben sondern z. B. auch mit meinem Besuch in Neapel.[2] Es ist wohl, dass meine Gesundheit etwas gelitten hatte, wie ich als Grund meiner Absage angab.[3] Aber viel stärker wirkte die Ab- neigung gegen offizielle Veranstaltung mit vielen Menschen, wo ich mich wie eine Art Pfingstochse angaffen lassen muss. Es thut mir leid, dass wir uns dadurch fürs Erste nicht sehen können. Aber dafür freue ich mich, von Euch zu erfahren, was für ein idyllisches Dasein Ihr Euch aus eigener Kraft eingerichtet habt mit Garten, Sonne und Hühnern. Bei mir ists auch ruhiger geworden, wenigstens nach aussen hin. Dafür aber hat mich der physikalische Teufel am Schlawittich[4] und foppt mich, indem er mir die Fata morgana der nahen Lösung meines Problems vorgau- kelt, um nur nach einiger Zeit wieder die Zunge herauszustrecken.[5] Donnerstag gehe ich für einige Wochen nach Kiel in meine Klause um ein bischen technisch zu arbeiten und zu—segeln.[6] Ilse hat einen recht netten Mann geheiratet, der mir Bernhard Shaws Werke in deutscher Übersetzung verehrt hat.[7] Die lese ich nun mit solcher Gewissenhaftigkei[t] wie wenn es meine Pflicht und ich ein Preusse wäre. Ich freue mich sehr, dass Du unsere Guste[8] bei Dir hast, die Perle der Schwäbinnen, nicht weniger freue ich mich über ihre Liebe zur italienischen Kunst. Seid alle drei[9] herzlich gegrüsst von Deinem Albert. P. S. Du kriegst nie meine Briefe ich kann es gar nicht begreifen. Else erinnert mich gerade daran, dass ich gar nicht so faul war, wie es mir beim Schreiben oben vorgekommen war. ALSX. [29 403]. Cropped. Elsa Einstein’s message at the bottom of the page is omitted. [1]Dated by the reference to his impending trip to Kiel on Thursday, 1 May 1924. [2]Einstein had recently canceled his planned trip to Naples and Florence (see Docs. 223 and 235). [3]Possibly an allusion to the recent relapse of his abdominal ailments (see Docs. 174, 197, and 215). Elsa Einstein remarked in her message: “[Albert] is not fond of congresses. I haven’t noticed anything of bad health. Thank God he sleeps and devours food!” (“[Albert] liebt keine Kongresse. Von schlechter Gesundheit merke ich gar nichts. Gottlob, er schläft und frisst!”). [4]Colloquial expression for “collar.” [5]His efforts to unify relativity and quantum theory. [6]With Hermann Anschütz-Kaempfe. [7]Ilse had married Rudolf Kayser on 16 April (see Loerke 1955, p. 103). The six-volume set of Shaw 1911–1922 can be found in Einstein’s personal library. [8]Auguste Hochberger. [9]Including Paul Winteler.