D O C U M E N T 2 6 5 J U N E 1 9 2 4 4 0 3 langen, dass das schneller geht. Das Haus gefällt mir und Herrn Zangger sehr gut. Mama wird Dir drüber schreiben.[2] Wegen den Ferien ist zu sagen, dass Teddy wohl fast sicher am 12. Juli frei wird, während ich gerade am 12. VII auf einem 14 tägigen Vermessungs Kurs gehe, also erst 14 Tage später Ferien habe.[3] Teddy’s Ferien dauern 5 Wochen, meine sind wie letztes Jahr nur muss ich früher heim da dieses Vor-Dip. bedeutend vielseitiger ist.[4] Wie wir die Ferien einteilen kannst Du am besten sagen. Ich bekomme immer mehr Freude an meinem Fach. Besonders zwei Sachen ha- ben mir einen sehr großen Eindruck gemacht: eins war ein Theodolit. ein ganz klei- nes Aparätchen 20 cm hoch und mit Verpackung 5 kg schwer und damit liest man Winkel auf Sekunden ab! der Horizontal Kreis hat dabei blos etwa 12 cm Durch- messer. Die Ablesung geht mit Mikroskopen und zwar in einem zweiten Tubus di- rekt parallel mit dem Fernrohr verbunden. Man stiert also mit dem Fernrohr ein, dann rutscht man mit dem Auge um 3 cm bis zum Okular des Mikroskops. Hier können wir beide Horizontalkreismikrosko- pe auf einmal sehen u. machen die genaue Ablesung durch Verschieben der Bilder gegeneinander mit einem Mikrometer, dessen Ablesung wir im selben Bild haben. Man braucht also nie von seinem Platz weg. Was das in der Ausführung bedeutet sagt Dir, dass ein geübter Ableser mit diesem Instrument in weniger als der halben Zeit die gleichen Beobachtungen eine Stelle genauer hat, als ein ebenso geübter Beobachter mit gewönlichem Theodolit. Das 2. war eine Zementfabrik.[5] was stellt man sich unter einer Zementfabrik vor? eine Atmosphäre mit 95% Staub wird einen begrüßen und eine Hitze, dass man lieber gleich umkehrt. Wie erstaunt war ich, wo ich hinkam: eine wunderschö- ne, luftige Halle von gegen 200 m Länge. Kein Stäubchen. alle Maschinen und Mo- toren, alle Pumpen und Kessel blitzblank wie in einem Elektrizitätswerk und was am schönsten ist: Kein Mann Bedienung im ganzen Raum. Ich will Dir nicht ge- nauer erzählen was es da alles hat weil das viel zu weit führen würde, aber das sei gesagt: Für die 3 Steinbrüche, die sie haben, für die Fabrik selbst und für alle Ver- senderei— Bureau Verwertung etc. Kurz alles in allem sind 120 Menschen bei der Fabrik mit 8-stündiger Arbeitszeit angestellt und die fabrizieren pro Tag ununter- brochen, auch Samstags 400 t hochwertigen Portlandzement. natürlich arbeiten die Nebenbetriebe Samstags nicht. Wenn man bedenkt dass das jeden Tag ein langer Güterzug ist (40 Wagen) muss man vor dem Erstellen so eines Betriebes, wo jede Einzelheit maschinell betrieben wird, ordentlich Achtung bekommen. Ich kann Dir dann vielleicht mehr erzählen wenn wir beisammen sind. Ich freue mich schon sehr darauf, dass wir uns wieder sehen. Viele Grüße vorläufig v. Adn.
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