516 DOC. 332 ON THE ETHER - 86 - ein allgegenwärtiges, die physikalischen Phänomene mitbedingendes Medium eingeführt habe. Dies ist jedoch nicht der Fall. Die NEWTONSche Mechanik hat ihren „Äther“ in dem angedeuteten Sinne, der allerdings als „absoluter Kaum“ bezeichnet wird. Um dies klar zu erkennen und gleichzeitig den Äther-Begriff etwas schärfer herauszuarbeiten, müssen wir ein wenig ausholen. Wir betrachten zuerst einen Zweig der Physik, der ohne Äther auskommt, nämlich die Geometrie EUKLIDS, aufgefasst als die Lehre von den möglichen Arten, praktisch starre Körper mit- einander in Berührung zu bringen. (Von den Lichtstrahlen, die ebenfalls bei der Entstehung der Begriffe und Gesetze der Geometrie beteiligt sein mögen, sehen wir hier ab.) Die Lagerungs-Gesetze fester Körper bei Ausschluss von relativen Bewegungen, Tempera- turen und Deformationseinflüssen, wie sie idealisiert in der Geometrie EUKLIDS niedergelegt sind, kommen mit dem Begriff des starren Körpers aus irgend welche Milieu-Einflüsse, die als unabhängig von den Körpern vorhanden und als auf die Körper wirkend und ihre Lagerungs- Gesetze beeinflussend gedacht würden, kennt die euklidische Geometrie nicht. Dasselbe gilt von den nicht-euklidischen Geometrien konstanter Krümmung, wenn diese als (denkbare) Natur- gesetze der Körper-Lagerung aufgefasst werden. Anders wäre es, wenn man eine Geometrie variabler Krümmung anzunehmen sich genötigt sähe dies würde bedeuten, dass die möglichen Berührungs- lagerungen von praktisch starren Körpern in verschiedenen Fällen verschieden, von Milieu-Einflüssen bedingt wäre. Hier müsste man im Sinne unserer Betrachtung sagen, eine solche Theorie bediene sich einer Äther-Hypothese. Ihr Äther wäre etwas physikalisch Reales, so gut wie die Materie. Wären die Lagerungs- gesetze durch physikalische Faktoren, wie Anhäufung und Bewegungs- [1] zustand von Körpern in der Umgebung usw., nicht beeinflussbar, sondern unverrückbar gegeben, so würde man diesen Äther als [2] „absolut“ (d. h. unabhängig von Einflüssen irgend welcher anderer Gegenstände) bezeichnen. Ebensowenig wie die euklidische (physikalisch interpretierte) Geometrie einen Äther braucht, ebensowenig bedarf die Kinematik oder Phoronomie der klassischen Mechanik eines solchen ihre Sätze haben einen klaren physikalischen Sinn, wenn nur angenommen wird, dass die in der speziellen Relativitätstheorie angenommenen Ein- [3] flüsse der Bewegung auf Maßstäbe und Uhren nicht existieren.
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