DOC. 332 ON THE ETHER 519 - 89 - schienen sie berufen zu sein, der ponderabein trägen Masse auch in der Mechanik ihre grundlegende Bedeutung zu rauben. Es wurde aus den MAXWELLSchen Gleichungen geschlossen, dass ein bewegter elektrisch geladener Körper von einem Magnetfelde umgeben sei, dessen Energie in erster Näherung quadratisch von der Geschwindig- keit abhängig ist. Was lag näher, als alle kinetische Energie als elektromagnetische Energie aufzufassen ? Man konnte so hoffen, die Mechanik auf die Elektromagnetik zurückzuführen, nachdem zuvor die Zurückführung der elektromagnetischen Vorgänge auf [10] die mechanischen misslungen war. Dies schien umso hoffnungs- voller, als es immer wahrscheinlicher wurde, dass alle ponderable Materie aus elektrischen Elementarteilchen aufgebaut sei. Indessen konnte man zweier Schwierigkeiten nicht Herr werden. Erstens nämlich konnten die MAXWELL-LORENTZschen Gleichungen nicht verständlich machen, wieso die ein elektrisches Elementarteilchen konstituierende elektrische Ladung trotz der elektrostatischen Ab- stossungskräfte im Gleichgewicht existieren kann. Zweitens ver- mochte die elektromagnetische Theorie die Gravitation nicht einiger- massen natürlich und befriedigend zu erklären. Trotzdem waren die Erfolge, welche die elektromagnetische Theorie der Physik brachte, so bedeutende, dass sie als vollkommen gesicherter Besitz der Physik, ja als deren am besten fundierte Errungenschaft be- trachtet wurde. Die MAXWELL-LORENTZSche Theorie beeinflusste endlich da- durch unsere Einstellung zu den Fragen des theoretischen Funda- mentes, dass sie zu der Aufstellung der speziellen Relativitätstheorie führte. Man erkannte, dass die elektromagnetischen Gleichungen in Wahrheit gar keinen bestimmten Bewegungszustand auszeichnen, sondern dass nach diesen Gleichungen ebenso wie nach der klassischen Mechanik eine unendliche Mannigfaltigkeit von gegeneinander gleich- förmig bewegten Koordinatensystemen gleich berechtigt seien, wenn man nur passende Transformationsformeln für die räumlichen Koordinaten und die Zeit anwendet. Es ist wohlbekannt, dass diese [11] Erkenntnis eine tiefe Modifikation der Kinematik und Dynamik im Gefolge hatte. Dem Äther der Elektrodynamik war nun kein be- stimmter Bewegungszustand mehr zuzuschreiben. Er bewirkte nun - wie der Äther der klassischen Mechanik - nicht die Bevorzugung eines bestimmten Bewegungs-Zustandes, sondern nur die Bevor- zugung eines bestimmten Beschleunigungs-Zustandes. Dadurch,
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