D O C U M E N T 4 2 9 J A N U A R Y 1 9 2 5 6 5 9 sicht wohl täuschen konnten. Ich nehme also meinen Teil der Schuld an Ihrem Mis- s¢verständnis²verstehen auf mich, umsomehr, als ich der Schlussbemerkung Ihres Briefes, dass Sie an Langevin[5] schreiben würden, nicht die nötige Beachtung ge- schenkt haben. Ich möchte dazu sagen, dass mir gerade dieser Gedanke, der Ver- mittlung durch den vorzüglichen Langevin ganz besonders sympatisch war und noch ist. Ueber die jetzige allgemeine Lage unterrichtet Sie der in Abschrift beige- legte Briefwechsel. Der „rabiate“ Brief, den Sie aus München erhalten haben rührt von Dyck her.[6] Ich halte ebenso wie Sie die in diesem Brief dargelegten Ansichten für verkehrt ebenso auch diejenigen in Hölders Brief.[7] Ich habe mir sehr lange überlegt was nun zu tun ist um ohne schweren Streit innerhalb der Redaktion die Sache beizulegen. Da scheint mir die von Bieberbach vorgeschlagene Lösung die weitaus beste.[8] Eine offizielle Einladung an einzelne französische Mathematiker findet nicht statt. Auch an andere deutsche oder auswärtige Gelehrte werden keine Einladungen mehr erlassen. Dies teilen Sie Langevin mit und bitten ihn gleichzei- tig, weiter dafür sorgen zu wollen, dass von den Herren, mit denen er bereits ge- sprochen hat, geeignete Beiträge zu dem Riemannband bis Januar nächsten Jahres bei uns einlaufen. Ich bitte Sie um Ihre umgehende Antwort, ob Sie mit diesem Vorgehen einverstanden sind. Ich sehe, wie gesagt, keine andere Möglichkeit. Ich werde dann diesen Vorschlag Hilbert als dem ersten Titel-Redakteur mitteilen. Sein Einverständnis halte ich für sicher. Er wird ihn dann in geeigneter Form der übrigen Annalenredaktion mitteilen. Noch zwei andere Punkte habe ich zu besprechen. Einmal wegen Ihres eigenen Beitrages zu dem Riemannband. Sie haben unser Zirkular anscheinend missver- standen, indem Sie schon diesen Januar als Einlieferungstermin aufgefasst haben. Da der Festband erst zum September 1927 erscheinen wird, würde dadurch Ihre Arbeit zu 1 jährigem Ruhen verdammt, was gewiss nicht Ihre Absicht ist. In Wirk- lichkeit handelt es sich um Einlieferung im Januar nächsten Jahres. Ich habe Ihnen kürzlich die Anfrage des Verlags Vuibert wegen Uebersetzung des „Relativitätsprinzips“ vorgelegt.[9] Alle übrigen Mitarbeiter haben sich unter- dessen mit der Uebersetzung einverstanden erklärt. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn auch Sie mir bald Ihr Einverständnis mitteilen wollten, denn selbstverständ- lich kommt ohne dieses die ganze Uebersetzung nicht zustande. Es ist mir nach- träglich durch eine Bemerkung von H. A. Lorentz[10] eingefallen, dass die Teilung des Honorars in gleiche Teile unter sämtliche Mitarbeiter und mich als Herausge- ber zu Ihren Ungunsten ist[.] Selbstverständlich kann dieser nur der arithmetischen Einfachheit halber gemachte Vorschlag revidiert werden. Ich bitte Sie also um Ihre recht baldige Antwort. Beste Grüsse Ihr O. Blumenthal 3 4 -- -