6 9 0 D O C . 4 5 5 T R A V E L D I A R Y 14. Vormittag Musizieren mit einer jungen Witwe und Jüngling es war sehr mässig. Nachmittags liest Frau Jerusalem bei dem sehr netten Kapitän ihr Drama vor. Kon- flikt zwischen jüdischem Milieu und einem grösseren Gesichts- und Wirkungskreis suchenden Sohn, einer Jesusgestalt. Allzu abstrakt aber doch packend. Erklärte der Frau Grundgedanken der Relativität. Morgens wurde mir Geburtstagsbriefchen gebracht.[17] Ich war doch gerührt. Abends Gespräch über Wesen der Religion mit Jesinghaus bei wundervollem Sternhimmel. Sonnenuntergang bei wunderbarer Beleuchtung der (Kap Verd) Insel Fuke.[18] Die Spitze der jäh aufragenden Gebirgsinsel glühte, das übrige in mattem Blau. 15. Erster Tropentag. Matt aber doch angenehm bei bedecktem Himmel. 17. Heute Aequatorfest mit Neptun und Taufe. Viel harmloser Jux. Habe verschie- dentlich musiziert mit der fidelen Witwe Ohnesorg und einer jungen bemalten Chi- lenerin. Denn man muss am 19. bei Fest mitmachen. Muss auch den Offizieren Rel Vortrag halten. Splendid Isolation bröckelt ab. Aber die Reise dauert auch nicht mehr ewig. Hitze 22 Ream. im Schatten[19] Nachts gehörig schwitzen Habe Über- zeugung gewonnen, dass nicht das Richtige ist. Überzeu- gung von Unmogl. von Feldtheorie im bisherigen Sinne verstärkt sich.[20] Schade dass Margot nicht da ist. Allein ist schön, aber nicht allein unter viel fremden Affen. 19. Vorgestern Aequatorfest in 1., gestern in 2. Klasse. Bei ersterem Argentiner schlecht abgeschnitten. Reiche Klasse. Blasiert und dabei Kinder. Bei letzterem na- ive dankbare Menschen. Kapitän schöne Witze (Schrot im Urin, Patient mit den von oben nach unten wandernden Schmerzen). Heute Besuch des Maschinen und Kesselraums Grosser Eindruck. Abends Konzert in 1. Klasse. Ich spielte im Quar- tett Mozarts Nachtmusik & dann Beethovens Romanze in f-dur.[21] Argentiner un- sagbar blöde Produktionen. Sind für mich—was Geistigkeit und sonstigen Gehalt anlangt erledigt, wenigstens die M d r F.[22] Jesinghaus zeigte mir populäre argent Musik, von Inkas herrührend. Naturhaft und gross. Da muss herrliches untergegan- gen sein an diesem Volk. Necke mich viel mit Panterkatze, die mich unausgesetzt ergründet. Sie ist amüsant in ihrer ernsten und impertinenten Art. Jüdin von russi- schem Typus Ich spiele jeden Tag mit einem H. Holländer, Frau Ohnesorg und dem Primgei- ger der Schiffskapelle Quartett, Mozart und Schubert in meiner Kajüte. Man schwitzt arg dabei, aber man ist beglückt. [p. 8] [p. 9] Rik 1 4 --gikR¹ - © § · Tikel = [p. 10] [p. 11]
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