7 2 8 D O C . 4 6 6 T H E F L E T T N E R S H I P Bei allen Bewegungen von Flüssigkeiten (tropfbaren und gasförmigen), bei welchen der Einfluss der Reibung vernachlässigt werden kann, gilt folgender merkwürdige Satz. Sind an verschiedenen Stellen ¢der² einer (gleichmässigen) Strömung verschiedene Geschwindigkeiten der Flüssigkeit vorhanden, so herrscht an den Stellen grösserer Geschwindigkeit der kleinere Druck und umgekehrt. Dies ist leicht aus dem Elementargesetz der Bewegung zu begreifen. Ist etwa in einer Flüssigkeitsbewegung eine von links nach rechts wachsende, nach rechts gerichtete Geschwindigkeit vorhanden, so muss das einzelne Flüssigkeitsteilchen auf seinem Wege von links nach rechts eine Beschleunigung erfahren. Damit diese Beschleu- nigung zustande komme, muss eine Kraft nach rechts auf das Teilchen wirken. Dies verlangt, dass der auf die linke Be- grenzung wirkende Druck grösser sei als der auf seine rechte Be- grenzung wirkende Druck. Daraus folgt, dass der Druck in der Flüs- sigkeit links grösser ist als rechts, wenn umgekehrt die Geschwin- digkeit rechts grösser ist als links. Dieser Satz von der (umgekehrten) Abhängigkeit des Druckes von der Geschwin- digkeit erlaubt offenbar, die durch eine Flüssigkeits- (oder Gas-) Bewegung erzeug- ten Druckkräfte zu beurteilen, wenn man nur die Geschwindigkeits-Verteilung in der Flüssigkeit kannt. Ich will zunächst an einem allgemein bekannten, einfachen Beispiel zeigen, wie der Satz anzuwenden ist, nämlich am Parfum-Zerstäuber. Aus einem an der Mündung A etwas verbreiterten Rohre wird mittels eines zu komprimierenden Gumiballons mit grosser Ge- schwindigkeit Luft ausgetrieben. Dieser strömt dann in einem sich allseitig beständig vorbreitenden Strahle weiter, wobei ¢sich² die Strömungs-Geschwindigkeit allmählich auf Null ab- nimmt. Nach unserem Satze ist klar, dass bei A wegen der hohen Geschwindigkeit ein geringerer Druck herrscht als in grösserer Entfernung von der Öffnung es herrscht bei A ein Unterdruck gegenüber der weiter entfernten, ruhenden ¢freien² Luft. Ragt eine beiderseits of- fene Röhre R mit ihrem oberen Ende in die Zone hoher Geschwindigkeit, mit ihrem unteren Ende in einen mit Flüssigkeit gefüllten Behälter, so saugt der bei A herr- schende Unterdruck Flüssigkeit aus dem Behälter Flüssigkeit nach oben, welche nach ihrem Austritt bei A durch den Luftstrom in kleine Tröpfchen verteilt und mit- gerissen wird. Nach dieser Vorbereitung betrachten wir die Flüssigkeitsbewegung an einem Flettner-Zylinder. Z sei dieser Zylinder von oben gesehen. Er rotiere zunächst nicht.
Previous Page Next Page