D O C . 4 6 6 T H E F L E T T N E R S H I P 7 2 9 Der Wind blase in der angegebenen Pfeilrichtung. Er muss um den Zylinder Z einen gewissen Umweg machen, wobei er bei A und bei B mit der gleichen Geschwindigkeit vorbei- strömt. Es wird daher bei A und bei B derselbe Druck herr- schen, und eine Kraftwirkung des Windes auf den Cylinder findet nicht statt. Nun aber möge der Zylinder im Sinne des Pfeiles P rotieren. Dadurch wird bewirkt, dass die Strö- mung des am Zylinder passierenden Windes sich ungleich auf beide Seiten des Zylinders verteilt. Bei B wird nämlich die Bewegung des Windes durch die Drehbewegung des Zylinders unterstützt, bei A gehemmt. Es bildet sich unter dem Einfluss der Rotation am Zylinder eine Be- wegung aus, welche bei B eine grössere Geschwindigkeit hat als bei A. Deshalb ist der Druck bei A grösser als bei B., und der Zylinder erfährt eine Kraft von links nach rechts, welche zur Fortbewegung des Schiffes verwendet wird.— Man könnte denken, dass eine erfinderischer Kopf von selbst, d. h. ohne äusse- ren Anlass auf diese Idee hätte kommen können. In Wahrheit hat sich die Sache aber wie folgt entwickelt. Beim Schiessen mit Kanonenkugeln hat man beobachtet, dass auch bei Windstille erhebliche, unregelmässig wechselnde seitliche Abwei- chungen der Bahn von der Vertikalebene durch die ¢Anfangs² anfängliche Flu- grichtung des Geschosses vorkamen. Diese sonderbare Erscheinung ¢war² musste aus Symmetriegründen notwendig mit Rotation der Kugeln in Zusammenhang sein, da ein anderer Grund für eine seitliche Asymmetrie des Luftwiederstandes nicht wohl denkbar war. Für dies Phänomen, welches ziemliches Kopfzerbrechen der Fachleute verursachte, fand dann der Berliner Physikprofessor Magnus um die Mitte des vorigen Jahrhunderts die richtige Erklärung.[5] Sie ist dieselbe wie die so- eben für die auf den Flettner-Zylinder im Winde wirkende Kraft gegebene Erklä- rung nur tritt an die Stelle des Zylinders Z eine um die Vertikalachse rotierende Kugel und an die Stelle des Windes die Relativbewegung der Luft gegen die flie- gende Kanonenkugel. Magnus hat seine Erklärung durch Versuche an einem rotie- renden Zylinder bestätigt, der sich von einem Flettnerzylinder nicht wesentlich unterschied.[6] Etwas später entdeckte der grosse englische Physiker Lord Rayleigh dieselbe Erscheinung selbständig nochmals an Tennis-Bällen und gab ebenfalls die richtige Erklärung.[7] In letzter Zeit machte der bekannte Prof. Prandtl genaue experimentelle und theoretische Studien über die Flüssigkeitsbewegung an Magnusschen Zylindern, wobei er so gut wie die ganze von Flettner realisierte Konstruktion bereits erdachte und ausführte.[8] Prandtls Versuche sah Flettner[9] und dachte erst daran, dass man diese Einrichtung als Ersatz für das Segel verwen- den könnte. Wer weiss ob sonst je ein anderer daran gedacht hätte?