6 V O L U M E 1 , D O C U M E N T 1 6 d F E B R U A R Y 1 8 9 6 Vol. 1, 16d. To Marie Winteler [Aarau,] Donnerstag. [ca. 6 February 1896][1] Mein Herzensmariechen! Endlich komme ich dazu, Ihnen, mein liebstes Schatzerl, ein wenig zu schrei- ben, da Robert & der gestrenge Herr Bruder tief in der Kantonschule sitzen & nur Mama da ist.[2] Ihr reizendes Briefchen hat mich tief gerührt. Ich bin gar nicht wür- dig von so einer herrlichen Seele wiedergeliebt zu werden. Sie können sich unge- fähr denken, daß ich Sie die ganze Zeit mit meinen Gedanken begleite. O, ich hätte es nie für möglich gehalten, daß die Wochen so lang werden könnten wie jetzt. O Mariechen, es ist mir als hätte ich Ihnen viel, viel zu sagen & doch weiß ich gar nicht was. Doch Sie fühlen es in Ihrem zarten Seelchen ohne daß ich es sage! Ihr Brieferl, das Sie an mich gerichtet haben, nennen Sie kalt, Schätzchen ich konnte mich an seinen Zweck gar nicht erinnern, als ich es las. Es ist innerlich ent- zückend fein und herzlich & zeigt, wie wenig Sie sich verstellen können. Lassen Sie sich die Wurst gut schmecken Mauserl, damit unsere Kur schöne Früchte trage.[3] Wenn sie fertig ist kriegen Sie sofort wieder eine andere. Ich bitte Sie aber ja, l. Kindchen, nicht während der Woche zu uns zu kommen, wenn ich mich auch von tiefster Seele nach Ihnen sehne. Es thut Ihnen nicht gut. Ich fürchte immer, Sie möchten sich nicht ganz wohl befinden und noch dazu unter lieblosen Menschen, unter denen Sie sich verlassen fühlen. Kommen Sie dann so- fort zu uns und thun Sie Ihrem festen Willen Gewalt an. Nicht wahr, Mariechen, Sie hätten nicht gedacht, daß ich so dumm und verworren schreiben könnte das ha- ben Sie Schelmchen auf Ihrem Gewissen, Sie kleine Siegerin & Besiegte zugleich. Wenn Sie Ihre harte Arbeit schmerzlich empfinden,[4] so trösten Sie sich ein we- nig damit, daß ein liebendes Herz mit Ihnen fühlt, wo Sie auch immer seien und was Sie auch thun. Jetzt muss ich aber schleunigst fort & habe noch dazu nichts gelernt. Seien Sie noch innigst gegrüßt von Ihrem Sie innig liebenden Albert. ALS (SzBHM, Nachlass Familie Winteler, 62826). [95 700]. [1]Dated by the fact that the letter was written after Einstein’s purchase of sausage mentioned in Vol. 1, 16b and by the fact that the first Thursday after 3 February was 6 February. [2]Robert Koch. Most likely Mathias Winteler, as he was the only brother who was older than Ein- stein and still of school age. Pauline Winteler (1845–1906). For her biography, see Vol. 1, p. 388. [3]Einstein had intended to purchase sausage for her a few days earlier. The “cure” may be a refer- ence to a plan for Marie to gain weight (see Vol. 1, 16b, note 3). [4]As a teacher in Niederlenz.
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