8 V O L . 1 , D O C U M E N T 1 6 g F E B R U A R Y 1 8 9 6 Vol. 1, 16g. To Marie Winteler [Aarau, 18 February 1896] Liebstes Schätzchen! Endlich ist die süße Stunde da, wo ich Ihnen wieder so ganz ungestört schreiben kann. O mein Liebchen, es ist schön, ein Leid zu erdulden, wenn Sie trösten. Es muß auch Schatten geben, daß man sich des strahlenden Lichts so recht freuen kann. Ihre holden Thränen, die sonst das Herz so schmerzhaft verwunden können, machten mich wieder zu dem Glücklichen, zu dem mich Ihre Liebe vorher gemacht hatte. Welch unendliches Glück ist das Gefühl: Wir sind eine Seele zu sammen! Die Musik hat unsere Seelen so herrlich verbunden.[1] Die Liebe macht uns groß und reich und kein Gott kann sie uns nehmen! Es war erst so lieb von Ihnen Schätzchen, daß Sie mir Ihr italienisches Tuch zu- rück gelassen haben, das gar so wunderschön ist, wenn Ihr geliebtes Kopferl drin steckt. Den ganzen Abend hab ichs in der Hand & auf dem Kopf gehabt und von meinem Liebchen geträumt. Immer, wenn ichs anguckte, schien mirs, als müßten die schelmischen, schwarzen Augen irgendwo rausschauen, so allerliebst glück- lich. Ich sah Sie nicht, & doch müßten Sie mir gar nahe sein, das fühlte ich & freute mich himmlisch dabei. Wenn Sie nur auch so glücklich sind, Kindchen! Essen Sie nur tüchtig & machen Sie sich ja keinerlei Sorgen! Robert ist viel ruhiger geworden[2] & macht wieder gute Witze, das untrüglichste Zeichen der Hoffnung. Haben Sie auch heute Abend den herrlichen Sonnenuntergang gesehen, Herz- chen? Die Vögelchen haben so schön dabei von Ihnen gesungen & ich so süß ge- träumt! Für heute gut Nacht mein süßes Liebchen, es ist schon sehr spät. Träumen Sie süß und Seien Sie glückselig, mein tröstender Engel. Noch einen Herzensgruß Ihr Albert. ALS (SzBHM, Nachlass Familie Winteler, 62803). [95 662]. Torn and repaired. The envelope [95 663] is addressed “Fräulein Marie Winteler Lehrerin Niederlenz,” and postmarked “Aarau Brf Exp. 18.II.96.XII—” with secondary postmark “Niederlenz 18 II 96.” [1]Possibly the Mozart songs mentioned in Vol. 1, 16b and Vol. 1, 16f. [2]Robert Koch. On his being less mature than his cousin Albert, see Gustav Meier to Jost Winteler, 26 October 1895 (Vol. 1, Doc. 9).
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