V O L . 1 , D O C U M E N T 1 7 b A P R I L 1 8 9 6 1 1 Aber ich vermisse dabei sehr schmerzlich die zarte, wahrhaft tief empfindende Seele & die Natürlichkeit & Originalität des Geschmacks, ich sehne mich trotz der ganzen Herrlichkeit nach Ihrem geliebten Spiel, das so voll & wahr aus tiefstem Herzen kommt mit seiner lieblich kindlichen Empfindung. Indessen spielt mein Schwesterchen, das eine ganze Künstlerin geworden ist, das Lied “Sei mir ge- grüßt” von Schubert schön und seelenvoll.[4] Sie sind jetzt in Zürich, Herzliebchen & [ge]nießen recht wahrscheinlich schon die herrliche Natur, währ[end] ich hier noch im Bett liege & an mein Lieb schreibe. Es ist wirklich wundernett von Wohlwendt, daß er Ihnen die Mondscheinsonate ge- bracht hat [5] er ist halt ein ganz lieber, netter Kerl, trotzdem es mein Schatzerl nie zugeben will. Aber, mein Lieb, welch bescheidene Selbsterkenntnis in Ihrem Brieferl, das glauben Sie doch selber nicht ganz, mein liebes Schelmchen & ich glaubs natürlich erst recht nicht. Sie sind ganz recht für mein Lieb, wie Sie eben sind & brauchen sich gar keine Skrupel zu machen. Übrigens erinnern Sie sich ja noch an unser in- teressantes wissenschaftliches Gespräch über die Engelchen & Teufelchen im all- gemeinen & im besonderen über den wesentlichen & kausalen Zusammenhang Nicht wahr, ich bin ein böser Kerl? [meine?] l. Mama hab ich Ihr Brieferl lesen las- sen, weil sie Sie gar lieb hat, Herzensschätzchen. Grüßen & küssen sie mir auch die andere Mama[6] recht herzlich, wenn sie noch in Zürich [mütterlich?] vorhanden ist, ferner Herrn Professor.[7] Noch einen innigen Gruss an sein Lieb von Ihrem Albert. Grüße an Menzi’s.[8] Herzliche Grüße von Mama & meinem Schwesterchen, die natürlich nicht sel- ber darunterschreiben dürfen! ALS (SzBHM, Nachlass Familie Winteler, 62805). [95 666]. Torn, repaired, and obscured. The en- velope [95 667] is addressed “Fräulein Marie Winteler. p. Adr. H. Menzi, Locomotivführer Zürich— Aussersiehl Lagerstraße.” and postmarked “Pavia 14 4—96 4 5” with secondary postmark “Zürich 6 (Aussersihl) 15.IV.96. X—.” The words “Innige Grüße von Mama.” are written on the verso of the envelope. [1]Einstein was vacationing in Pavia with his family, who had moved there from Milan in the sum- mer of 1895 (see Vol. 1, “Albert Einstein—Beitrag für sein Lebensbild,” pp. liii–liv). [2]Einstein’s mother, Pauline Einstein (1858–1920). Most likely a reference to the family’s finan- cial worries due to the loss of Pauline’s dowry and the imminent demise of the family’s electro- technical company (see Vol. 1, “Albert Einstein—Beitrag für sein Lebensbild,” pp. liii–liv). [3]Ernesta Marangoni (1876–1972), a student of chemistry at the University of Pavia, was a close friend of Maja Einstein. Giulia Mai was a talented pianist. [4]Maja Einstein (1881–1951). D. 471 by Franz Schubert. [5]Hans Wohlwend (1878–1962) was a friend from the Aargau Kantonsschule. Piano Sonata No. 14 in C-sharp minor, Op. 27, No. 2 by Ludwig van Beethoven. [6]Pauline Winteler. [7]Jost Winteler (1846–1929). For his biography, see Vol. 1, p. 388. [8]Jakob Menzi (1849–1923).
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