2 0 V O L . 5 , D O C U M E N T 1 9 8 a M A R C H 1 9 1 0 an die wenigen Stunden, in denen mir das geizige Geschick Dich bescherte. Sonst ist mein Leben ein denkbar trauriges, was die private Seite anlangt. Ich entgehe der ewigen Sehnsucht nach Dir nur durch angestrengtes Arbeiten & Grübeln. Sag mir doch wenigstens, was Du für Gründe hast, mich wie einen Aussätzigen zu fliehen! Meine einzige Freude wäre, Dich wiederzusehen, oder ein Briefchen von Dir zu er- halten. Hast Du mich nicht mehr gern oder fühlst Du Dich nicht berechtigt mir die- se kleinen Wünsche zu erfüllen? Ich bin wie gestorben in diesem von Pflichten erfüllten Leben ohne Liebe und ohne Freude. Ich bitte Dich, etwas von Dir hören zu lassen und grüsse Dich von Herzen. Dein Albert Freundlichen Gruss an Rosa und ihre Kinder.[3] ALS (SzBHM, Nachlass Familie Winteler, 62810). [95 675]. The envelope [95 676] is addressed “Fräulein Marie Winteler Oberwil bei Büren Kt. Bern.” and postmarked “Bern Brf. Exp. 16. IX. 09.— 1” with secondary postmark “Oberwil b/B 16 IX 09.” [1]Even though the dateline states “Zürich,” the letter was mailed in Bern. When writing the letter, it is possible that Einstein had a planned visit to Zurich in mind, as this letter was sent shortly prior to his visit to Salzburg, where he was to lecture at the meeting of the Gesellschaft Deutscher Natur- forscher und Ärzte on 21 September (see Einstein to Arnold Sommerfeld, 29 September 1909 [Vol. 5, Doc. 179], note 1). On his trip from Bern to Salzburg he would have passed through Zurich. [2]Michele Besso (1873–1955), Marie’s brother-in-law. For his biography, see Vol. 1, pp. 378–379. Einstein resided in Bern until October 1909 (see Einstein to Lucien Chavan, 19 October 1909 [Vol. 5, Doc. 180]). [3]Rosa Bandi-Winteler and Benvenuto (1905–1926) and Ernst Jr. (1907–1991) Bandi. Vol. 5, 198a. To Marie Winteler Zürich. Montag. [7 March 1910] Geliebte Marie! Heute Morgen wollte ich zu Dir fahren, weil ich es vor Sehnsucht nicht mehr aushalten zu können glaubte, und nun sitze ich doch wieder hier im Institut,[1] weil ich die wüsten Zerwürfnisse nicht heraufbeschwören wollte, die das mit sich ge- bracht hätte. Aber sagen wenigstens muss ich Dirs. Ich denke mir immer mit Bit- ternis, dass Du Dich ein zweites Mal von ¢Dir² mir getäuscht wähnen könntest, dass es Dich reuen könnte, dass Du mir letztes Jahr so viel Vertrauen entgegen brachtest. Aber Du musst das anders auffassen. Ich denke in innigster Liebe an Dich in jeder freien Minute und bin so unglücklich wie nur ein Mensch es sein kann. Verfehlte Liebe, verfehltes Leben, so klingt es mir immer nach. Du glaubst gar nicht, wie gut Du es hast, dass Du allein bist Dich quält nur, was Du Dir vorstellst, nicht was Du siehst und erlebst. Dies sage ich Dir alles, damit Du mich nicht verkennst, und dass