4 4 D O C U M E N T 5 J U N E 1 9 2 5 5. From Michele Besso Bern 9 VI 25 Lieber Albert. Vor allem möchte ich Dir für Deinen Brief danken[1] —auf wann wäre die Sit- zung vorgesehen, welche Dich vielleicht hierher führen wird?[2] Deine Überzeugung, dass die Schoutensche allgemeine Geometrie[3] nicht Aus- sicht hat, ein zutreffendes Bild der physikalischen Gesamtwirklichkeit—singuläre Stellen natürlich ausgenommen—zu liefern beruht nunmehr auf deine jahrelange Forschungen auf den gleichen Grundlagen. Es wäre ausserordentlich wichtig, die Gedankengänge, die zu diesem negativen Resultat geführt haben,—gegenüber den, anscheinend, mehr durch die unübersehbaren Fälle der Möglichkeiten ab- schreckenden Ansätzen—, zu fixieren. Auch birgt wohl Deine Wendung “etwas wie einen besonderen Skalar” sehr interessante Dinge.[4] Rein logisch bin ich bei Besprechungen mit Dr. Sauter[5] und mit Prof. Gonseth[6] auf eine Reihe von Fragestellungen gekommen— I) ob wirklich die Metrik ihren angemessen Platz bekomme in den von Schoutenschen Untersuchun- gen, oder ob nicht vielmehr, neben der allgemeinsten affinen,[7] auch eine allge- meinste metrische Geometrie möglich sei, die Fälle mit umfasse, bei welchen der Begriff des Parallelismus ebenso inhaltslos werde, wie bei den nicht metrischen Geometrien der der Masstabsübertragung II) ob der angemessene Ausdruck für das Quantenhafte nicht die 4-Dimensionalität im Sinne des Phasenraumes spren- gen müsse—etwa so, dass die 4-Dimensionalität nur einen ¢Art Überschneidung von einander wenig abweichenden² der Lage nach ausgezeichneten, a[be]r nur an- nähernden Schritt durch den die Diskretheit erst enthüllenden, 4N-dimensionalen, Phasenraum bedeuten möge. III) Auch die Fragen, ob die logischen Schwierigkei- ten mit dem Kontinuum nicht doch auf eine fundamental andere mathematische Betrachtungsweise Bezug haben mögen, die sich der diskontinuierlichen Wirklich- keit erst richtig anpassen würde. Eigentümlich ist ja, wie bescheiden die strengen Logiker geworden sind, und wie ihnen alle Bescheidenheit (das Hinnehmen der un- endlichen Zahlenreihe bereitet ihnen, entgegen aller wirklich strenger Logik, keine sichtbaren Schmerzen), alles Hinnehmen nichts nützen will. Ist der Euklid der allg. Relativitätstheorie geschrieben? So ein richtig logisch ge- hendes Buch für den homo mathematicus? Den zweiten B[an]d von Laue habe ich nicht gesehen.[8] Ist es das? Habe ich Dir schon erzählt, dass ich in einer seltsamen Unternehmung begriffen bin? Ich war ziemlich am 0 Punkt der Arbeitsleistung angelangt vor etwa 4 Mona- ten, als ich mich entschloss zu einem mich ¢sehr² persönlich ansprechenden jungen
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