D O C U M E N T 1 4 J U N E 1 9 2 5 5 5 habe mir unglaubliche Mühe gegeben, da ich überzeugt bin, daß der Aufbau Palä- stinas mit den täglich sich komplizierenden Problemen nicht von der ZO. allein ge- tragen werden kann & soll. Wenn die ZO. überhaupt noch als Leiterin und Förderin der Ideale, die den Aufbau beseelen sollen Wirkung haben will, so muß sie alle Ju- den auf ihre Seite bekommen, wenigstens diejenigen Elemente, welche sich ernst- lich für den Aufbau interessieren. Wir haben in den letzten Jahren auf diesem Wege Fortschritte gemacht und das stete Anwachsen des Keren-Hayessod[4] ist Zeichen d. Fortschrittes. Jetzt aber vor dem Kongresse wird gegen die Idee der Agency mit allen dämagogischen Mitteln gekämpft[5] und das Resultat wird sein, daß die Sache vielleicht auf dem Kongresse gegen den Willen einer grossen Minorität durchgeht, aber die Arbeit fällt dann mit ungeheurer Wucht auf meine Schultern, Menschen & Millionen zu finden ohne Mitarbeiter ohne eine geeignete Partei hinter sich zu ha- ben. Das kann ich auf mich nicht nehmen. Die politische & finanzielle Lage der Bewegung stellt immer schwerere Forde- rungen an den Takt, die Vorsicht, Ergebenheit und Leistungsfähigkeit der Zionisten und nur mit wenigen Ausnahmen—Deutschland ist eine glückliche Ausnahme— kommen solche Männer zu uns. Ein fanatischer Parteichauvinismus treibt viele Kräfte von uns weg. Dazu kommt noch die Thatsache, daß ich müde und abgear- beitet bin. Elf lange Jahre habe ich alles eingesetzt und kann nicht mehr noch ein schwereres Kreuz auf mich zu laden.[6] Ich sehe keinen anderen Weg! Mit diesem Entschluß ist auch mein Rücktritt vom Board der Universität[7] eng verbunden. Ich kann auch für die Dinge dort keine Verantwortung tragen. Sie können Sich wohl denken, daß ich zu all dem nicht ohne schwere Kämpfe gekommen bin schon seit Jahren ringe ich mit dieser Absicht, aber jetzt hat es sich zu einer Entscheidung verdichtet, welche ich für die einzig Mögliche halte. Ich wollte es Ihnen mitteilen Sie sollen es von mir wissen und nicht aus der Presse er- fahren. Ich hoffe, die Tage werden kommen wo wir wieder in Ruhe werden arbei- ten können. Wir[8] grüssen Sie beide aufs innigste und ich verbleibe Ihr stets treuer Ch. Weizmann ALS. Freundlich 1977, pp. 369–370. [33 377]. [1]Weizmann (1874–1952) was president of the Zionist Organisation. [2]Weizmann had assumed the presidency in July 1920 (see Rose 1986, p. 200). The fourteenth Zionist Congress was to be held in Vienna on 18–31 August 1925. Biographers have noted that Weizmann had frequently threatened to resign from the presidency of the Zionist Organisation in the past, yet had not followed through on them (see, e.g., Rose 1986, pp. 222 and 227–228). [3]Weizmann had informed Einstein of his plans for the expansion of the planned Jewish Agency, which would encompass representatives from both Zionist and non-Zionist institutions among world Jewry. He had secured Einstein’s agreement to join the Agency in October 1923 (see Chaim Weizmann to Einstein, 24 October 1923 [Vol. 14, Doc. 131] and Einstein to Chaim Weizmann, 27 October 1923 [Vol. 14, Doc. 133]).
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