D O C U M E N T 2 3 J U LY 1 9 2 5 7 1 gegen Jordans Arbeit betrifft,[13] so fühle ich mich darin noch ganz unsicher aber da ich diese Dinge jetzt von meinem (etwas verzwickten) Standpunkt aus anfasse, werde ich sie demnächst verstehen. Sicherlich hast Du im Ganzen recht nur beruht Jordans Meinung auf etwas anderer Betrachtung, indem er kohärente Strahlenbün- del zuläßt, während Du nur von inkohärenten sprichst. Auch wenn Jordan hier un- recht hat, was mir jetzt sehr wahrscheinlich vorkommt, ist er doch ein besonders kluger, scharfsinniger Kopf, der viel schneller und sicherer denkt als ich. Über- haupt, meine jungen Leute, Heisenberg, Jordan, Hund,[14] sind glänzend. Ich muss mich oft sehr anstrengen, um ihnen bei ihren Überlegungen auch nur folgen zu können. Sie beherrschen die sogenannte Term-Zoologie[15] fabelhaft. Heisenbergs neue Arbeit, die bald erscheint, sieht sehr mystisch aus, ist aber sicher richtig und tief [16] Hund hat daraufhin das ganze periodische System, all die verzwickten Multipletts, in Ordnung gebracht. Auch diese Arbeit wird bald herauskom- men.[17] Daneben rechne ich mit andern, weniger selbständigen Schülern an der Gittertheorie herum. Wir haben jetzt eine Arbeit fertig (ein Herr Bollnow), worin das Verhältnis der kristallographischen Achsen von 2 Kristallen des tetragonalen Systems, Rutil und Anatas, zwei Formen des TiO2 berechnet wird und recht gut herauskommt auf Grund der Forderung, daß das Gitter elektrostatisch im Gleich- gewicht sein soll.[18] Deine Mitteilung über die endlich geglückte Vereinigung von Gravitation und Elektrodynamik hat mich sehr begeistert das angegebene Wirkungsprinzip sieht ja sehr einfach aus. Jordan und ich wollen es „variieren“, sobald wir mal Zeit haben. Aber wir bitten herzlich, uns Deine Arbeit darüber recht bald zu schicken.[19] So etwas liegt doch tiefer, als unsere Kleinarbeit. Ich würde mir nie zutrauen, darauf auszugehn. In diesem Semester hatten wir wieder viel Besuch. Kramers war 8 Tage da,[20] ferner, wie oben gesagt, Ehrenfest, mit dem wir uns sehr angefreundet haben, be- sonders meine Frau. Vorige Woche war Kapitza[21] aus Cambridge da, dann Joffé[22] aus Leningrad, der uns ungeheuer imponiert hat—was hat der nicht alles für schöne Arbeiten gemacht, und fast nichts publiziert! Jetzt ist Philipp Frank mit Frau[23] da und noch viele andere. Wir haben viel Anregung davon, aber unsern Frauen ist es oft zu viel. Darum rücken sie auch aus meine Frau und Fr. Courant[24] sind schon weg, und Fr. Franck[25] fährt in 2 Tagen. Aber schließe daraus nicht, daß Euer Besuch nicht willkommen wäre! Das wäre eine ganz besondere Freude! Er müsste nur in eine stillere Zeit fallen. Die Ausländer haben meist im Juli schon Fe- rien und fallen dann in Scharen über uns her. Du kennst ja solchen Betrieb. Morgen ist auch wieder ein Rummel ein neues hydrodynamisches Institut von Prandtl[26] wird eingeweiht, mit Führung, Diner, Festkonzert. Das kostet mich nahezu einen Arbeitstag. Aber ich rücke auch bald aus. Am 30. Juli soll ich bei Gerlach und
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