1 3 2 D O C U M E N T 7 5 S E P T E M B E R 1 9 2 5 zwar nicht nur durch seine etwas arg rücksichtslose Energie, sondern vor allem da- durch, dass es ihm gelinge einfach alle Leute dort zu FREUDIGER mitarbeit zu ge- winnen.— Ich will Dir gleich sagen, dass ich bei meinem Besuch denselben besonders günstigen Eindruck bekam. 3 Ich fühlte, dass es sehr wichtig für die Zu- kunft ist, dass in Holland die guten beziehungen zwischen den Physikern bestehen bleiben, die bisher vor allem dank Lorentz bestehen.[5] — Samstag, den 19 schrieb ich an O. unter Berufung auf unsere Absprache stets möglichst offener Diplomatie, dass ich gehört hätte er wolle Burger[6] auf seinen Platz setzen. (Du verwechselst hoffentlich nicht Burger mit Burgers![7] Ersterer ist Schüler und Mitarbeiter von O. seit ungefähr zwei Jahren Lektor der Physik in Utrecht. Das ist die Stelle, die O. dem Ministerium als Ersparungsmassregel an Stelle der Professur für DE HAAS,[8] mit dem damals das Ministerium schon alle Berufungsbesprechungen erledigt hatte erfolgreich vorgeschlagen hatte.)— Ich schrieb an ihm selber und in Briefen, die ich ihn weiterzugeben bat an seine Fakultätskollegen Cohen und Kruyt (Physiko-chemiker),[9] dass eine Anfrage bei Lorentz, Dir und Bohr[10] sicher das Einstimminge Urtheil ergeben wird dass bei dem Gegenwärtigen Stand der wissen- schaftlichen Publikationen Kramers der UNBEDINGTE Vorrang vor allen anderen Nicht-Professor-Theoretikern gehöre. Ich bat mir keine Fakultäts Angelegenheiten mitzutheilen, weil ich frei bleiben wollte sondern bat nur meine Meinungsäusse- rung zu berücksichtigen.— Gestern erhielt ich bereits eine sehr freundschaftlich gehaltene Antwort von O.[11] aus deren Inhalt ich Dir etwas mittheile: O. habe erst vor kurzem erkannt, dass die beste Lösung sei, dass er das OPFER bringe die theor. Professur aufzugeben, dass er dieses Opfer Bringen muss hängt mit seiner Mei- nung nach irrigen Auffassungen anderer Leute zusammen seine Position werde da- durch glänzend aber darum sei es ihm nicht gegangen. Er habe—und das wolle er mir schriftlich beweisen—als Theoretiker Kramers über Burger gestellt. aber den- noch habe er Burger für diese Stelle vorgeschlagen & bleibe dabei Montag 28 September finde wahrscheinlich entscheidende Fakultäts Sitzung statt. Meine Briefe an Cohen und Kruyt habe er ohne eine andere Bemerkung als die, dass ich die Mittheilungen nicht von ihm empfangen habe an die herren weiter gesendet. Er habe das gethan obwohl er es schädlich für die interessen der Physik in Utrecht fand—trotz der Thatsache, dass er die Erwerbung von Kramers eine köstliche Sache für sie finden würde.— Lieber Einstein, ich weiss nicht ob ich nicht an O. Stelle vielleicht genau wie er handeln würde ich meine bona fide bei voller Kenntnis ALLER Umstände, die man ja wirklich von aussenher oft sehr unvollständig erkennen kann.— Ferner weiss ich auch gar nicht ob Kramers überhaupt annehmen würde weil ja Bohr alles thut um ihm den Aufenthalt in Kopenhagen lieb zu machen und ihn dort alle sehr hoch schätzen insbesondere auch als glänzenden Dozenten.— Aber wie man es auch