1 4 8 D O C U M E N T 8 6 O C T O B E R 1 9 2 5 Ich habe Dir—glaube ich—erzählt, dass Tomaschek beabsichtigt, auf der Zugspitze zu „millern“.[2] Picard (Schweizer Physiker, Brüssel) den Du ja kennst, gegenkt ebenfalls zu „millern“ und zwar in einem Ballon.[3] Was könnte man nur thun, um System in diese Seuche zu bringen? Es wäre doch gar zu schade, wenn zu viel Geld auf diese—doch faule Sache verwendet würde.[4] Beste Grüsse Dein Einstein. ALS (GyBMPG). [78 085]. [1]Apparently a request for funding addressed to the KWIP, the acting director of which was Laue. [2]Rudolf Tomaschek (1895–1966) was Philipp Lenard’s assistant at the University of Heidelberg. He intended, as did Dayton C. Miller, to prove that the negative results of the Trouton-Noble and Michelson-Morley experiments were due to the complete drag of the ether by the Earth at the low altitudes where the experiments had been performed. The Zugspitze (2962 m) is the highest mountain in Germany. The measurements were actually performed on Jungfraujoch, Switzerland, at 3500 m, with no positive effect (see Tomaschek 1926 see also Doc. 12 for more on Miller’s ether-drift exper- iments). [3]For Auguste Piccard’s proposal, see Doc. 74. [4]Einstein expressed his doubts about Miller’s results in Docs. 49 and 58. 86. To Miguel Masriera Rubio[1] [Berlin,] 7. X. 25 Sehr geehrter Herr! Endlich habe ich Zeit gefunden Ihre geistvollen[2] Darlegungen zu lesen,[3] wel- che mir vor mehreren Monaten durch Prof Weyl zugesandt worden sind.[4] Es muss wohl entschuldigt werden, wenn ich mich zu Bergsons Ausführungen nicht geäus- sert habe.[5] Denn kein wirklicher Sachkenner wird hier eine Schwierigkeit finden. Bergsons Kritik: Wenn auch bewiesen ist, dass M′ vom System K aus beurteilt zwei Lichtsignale nicht gleichzeitig empfängt, so folgt daraus nicht, dass die diese beiden Empfänge ausmachenden Ereignisse auch—vom System K′ bezw. vom Be- obachter M′ aus beurteilt—nicht gleichzeitig sind. Erwiderung: Das raum-zeitliche Zusammenfallen (Koinzidenz) zweier Punkter- eignisse ist unabhängig vom Bezugssytem, ebenso die Nicht-Koinzidenz. (Ohne diese Voraussetzung hätte die raum-zeitliche Ordnung der Dinge dieser Welt über- haupt keine Berechtigung). Die beiden Signal Wahrnehmungen von M′ sind zwei Punktereignisse. Wenn bewiesen ist, dass diese inbezug auf K nicht koinzidieren, so folgt, dass sie auch inbezug auf K′ nicht koinzidieren. Kurz: Bergson vergass dass raum-zeitliche Koinzidenz auch nach der Relativi- tätstheorie absoluten Charakter hat. ________________________
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