D O C U M E N T 1 0 5 N O V E M B E R 1 9 2 5 1 8 9 ALSX. [75 655]. [1]Dated by the reference to Doc. 105. [2]He planned to marry Frieda Knecht. [3]Doc. 105. [4]Heinrich Zangger. [5]Marcel Grossmann. On his illness, see Doc. 38, note 2. [6]Eduard Einstein. 105. To Hans Albert Einstein [Berlin,] 9. XI. 25. Lieber Adn![1] Ich habe den Brief gleich zerrissen, dass ihn niemand in die Hand kriegt, obwohl ausser einem Vater oder einer Mutter niemand die Energie aufbringen würde, dies furchtbare Gekrakel eines armen Menschenkindes zu lesen. Ich glaube es, dass Du sehr gelitten hast unter den sonderbaren Familienverhältnissen.[2] Aber ich glaube doch, dass es mehr an Deiner Natur selbst liegt, die schwer ist, und ihre Nöte nach aussen proizziert.[3] Du hast so grosse Aehnlichkeit mit mir[4] uns sollst in mir nichts sehen als einen älteren Kameraden, den Dir das Schicksal an die Hand ge- geben hat, und der schon das meiste von dem durchgemacht hat, was Dir noch be- vorsteht Es war gut, dass Du Dich so offen ausgesprochen hast, denn das schafft erst die richtige Kameradschaft. Und ich will ebenso offen gegen Dich sein, wie Du es gegen mich warst. Du bist mir wie ein Stück meines eigenen Ich, und ich habe was Dich betrifft gar keinen andern Wunsch, als dass Du ein rechter Kerl wirst und nicht mehr zu leiden hast, als es eben das Menschenschicksal mit sich bringt. Ich habe schon immer ge- sehen, wie ähnlich Du mir bist und immer Angst gehabt, es werde sich in Dir das Drama wiederholen, das mein Leben so schwer beeinträchtigt hat und Dein Kin- desalter.[5] Deshalb thue ich, was ich kann, um die von Dir beabsichtigte Verheira- tung zu verhindern mit einem Mädchen, gegen das ich an sich nicht das Geringste habe.[6] Ich fürchte nur für Dich und sie und Deine zukünftigen Kinder. Ich bin da- von überzeugt, dass auf Seite des Mädchens so ungünstige Erbfaktoren vorliegen, hauptsächlich von Mutterseite[7] (der Vater sei auch kein besonders gutes Fabri- kat), dass man für die Kinder Angst haben muss.[8] Dazu der Altersunterschied. Der ist ja noch schlimmer, als er in meinen Falle war.[9] Was habe ich darunter ge- litten und wie schwer würdest Du leiden! In 10 Jahren bist Du noch ein junger, kraftstrotzender Mensch und sie wird Dir nicht mehr genügen. Du wirst die Ehe als unerträgliche Fessel empfinden, sie wird entsetzlich eifersüchtig werden und Du— glaubst mir nicht—das ist das Schlimmste bei der Sache. Ich aber muss Dich
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