1 9 4 D O C U M E N T 1 0 9 N O V E M B E R 1 9 2 5 109. From Heike Kamerlingh Onnes[1] Leiden, Huize ter Wetering Haagweg, 14 November 1925. Lieber Freund, Es naht die Lorentzfeier mit groszer Geschwindigkeit.[2] Wir sind recht glück- lich dasz nichts Ihrer Anwesenheit im Wege getreten ist. Sie werden wie gewöhn- lich—diesmal mit Bohr—bei Ehrenfest wohnen.[3] Wie Sie wissen haben wir gar keine Einladungen erlassen. Es kommen aber Mehrere aus eigenem Antrieb. Frau Curie wird bei uns wohnen.[4] Wir hoffen auf Langevin bei de Haas.[5] Wir denken bei Ihrem Zusammensein mit Langevin hier an ein ähnliches zusammentreffen von Ihnen beiden kurz nach dem Kriege.[6] Wir haben dasselbe als die erste Dämme- rung der Versöhnung in der wissenschaftlichen Welt begrüszt. Nachher sind Sie nach Paris und Langevin nach Berlin gegangen um im selben Sinne zu agiren.[7] Frau Curie gehört auch zu den Voranstehenden in den Reihen dieser Bewegung. Das hat bei meiner Frau[8] und mir den Gedanken erweckt, dasz neben dem Zusam- mensein von Ihnen und Langevin ein freundliches Zusammensein von Ihrem Freunde Planck,[9] der so zu sagen Deutschland vertritt und in Hoheit der Gesin- nung so sehr hervorragt, mit Frau Curie stattfinden könnte. Das würde ja ganz schön entstehen wenn Herr Planck und Frau Curie zugleicher Zeit die Gastfreiheit unseres Hauses annehmen wollen. Wir können das glücklicherweise ermöglichen, da wir, wie Sie sich erinneren werden über zwei Zimmer für Freunde verfügen. Es würde dieses Zusammensein wirklich ein Symbol sein, das zu den Völkern spre- chen würde. Wir möchten eine so schöne Gelegenkeit wie diese, wenn dieselbe wirklich besteht, nicht vorbeigehen lassen. Ich habe also an Langevin und (weil man öfters ihn nicht leicht erreicht) als ich nicht sogleich Antwort erhielt, an Perrin[10] geschrieben ob er meinte, dasz es Me Curie angenehm sein würde wenn wir diese Gelegenkeit benutzen um Herrn Planck zugleicherzeit einzuladen was zu einen Zusammensein mit ihr in unserem häuslichen Kreise führen würde. Ich habe dabei geschrieben dasz ich, sobald ich darüber eine günstige Antwort haben würde, die Sache Ihnen vorlegen würde um Sie zu bitten mich zu benachrichtigen ob auch die Gesinnungen Planck’s nach Ihrer Meinung seinerseits verbürgen, dasz auch ein längeres Zusammensein mit Mme Curie in unserem häuslichen Kreise ihm sowie Mme Curie nur angenehmes bringen kann. Wenn dies der Fall ist so werde ich die betreffende Frage an Mme Curie selbst stellen, was ich nach der stattgefundenen Correspondenz am leichtesten telegrafisch durch Vermittelung von Langevin und Perrin werde tun können, und nachdem ich ihre Antwort erhalten habe werde ich Herrn Planck einladen unter Zufügung das Frau Curie hier auch sein wird.