DOC. 121 M E S S A G E TO L O R E N T Z 213 598 Gesamtsitzung vom 17. Dezember 1925 Adresse an Hrn. H e n d r ik A n t o o n L o r e n t z zum fünfzig- jährigen Doktorjubiläum am 11. Dezember 1925. [2] H och geeh rter H err K ollege! D ie Preußische Akademie der Wissenschaften bringt Ihnen als ihrem korrespondierenden Mitgliede und als einem der am meisten begnadeten Forscher der Gegenwart ihre herzlichen Glückwünsche dar. Ihr Einfluß auf die Entwicklung der Physik ist ein derart entscheidender gewesen, daß nie- mand sagen kann, wann die Wissenschaft den Einfluß der Materie und ihrer Bewegungen auf die elektromagnetischen und optischen Vorgänge ohne Ihre Forschungen richtig erkannt hätte. Indem Sie M a x w e l l s Lebenswerk in konsequenter Weise fortsetzten, haben Sie nicht nur die Beziehungen der Materie zum elektromagnetischen Felde aufgeklärt, sondern damit der Relativitäts- theorie und der elektrischen Theorie der Materie die Basis geliefert. Ihr Werk ist von so bewunderungswürdiger Geschlossenheit, daß man seine axiomatische Basis in einem einzigen Satz zusammenfassen kann: Die Ma x - WELLschen Gleichungen des leeren Raumes gelten überall, und die Materie wirkt elektromagnetisch einzig dadurch, daß ihre kleinsten Teilchen Träger elektrischer Ladungen sind. Auf diese Voraussetzung sich stützend, haben Sie eine fast unübersehbare Fülle von Folgerungen abgeleitet, die durch die Erfahrung bestätigt wurden. Seit etwa 20 Jahren wissen wir, daß Ihr großartiges elektrodynamisches System keine letzte Wahrheil t bedeutet, daß es diejenigen Züge der Wirk- lichkeit nicht umfaßt, welche wir mit dem Namen Quantentheorie zusammen- fassen. Aber noch immer dient die Ma x w e l l -L o r e n t z sche Theorie den tastenden Versuchen unserer Zeit, der Natur der Elementarvorgänge näherzukommen, als wichtigstes Hilfsmittel. Sie selbst haben bei dieser neueren Entwicklung durch den klaren und allgemeinen Nachweis des Versagens der sogenannten klassischen Theorie sowie durch Ableitung wichtiger Einzelresultate entscheidend mitgewirkt Sie gaben sich stets den Einzelproblemen mit ebensoviel Interesse hin wie den prinzipiellen Fragen. Es gibt kaum ein Spezialgebiet der physikalischen Wissen- schaft, das Sie nicht durch gelegentliche Untersuchungen gefördert haben. Mögen sie noch lange Jahre schaffen und wirken, sich zur Freude, der Wissenschaft zum Nutzen, der Mitwelt zum Segen. Die P reu ßische Akadem ie der W issenschaften . [3]
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