D O C U M E N T 1 3 4 D E C E M B E R 1 9 2 5 2 3 7 es kaum erwartet) sich der Muehe unterzogen haben, das Buch zu lesen, oder wenigstens durchzublaettern, moechten Sie nicht noch ein Viertelstuendchen op- fern, um mir darueber zu schreiben? Habe ich Sie nicht hie und da misverstanden, resp. Ihnen An- und Absichten untergelegt, die Ihnen im Grunde fremd waren? Was ist Ihre Meinung ueber die von mir erfasste und von der (wenigstens bei den Philosophen) verbreiteten sehr verschiedene Anschauung der Relativitaet? Welche Punkte im Buche sind Ihnen als anstoessig aufgefallen (ich nehme von vornherein an, dass es solche gegeben hat), und welche erscheinen Ihnen im Gegentheil als an- nehmbar? Und ferner, wenn moeglich—aber ich bin mir bewusst, dass das beson- ders viel verlangen heisst—in welchem Lichte erscheint Ihnen meine Theorie des Naturwissens überhaupt? Ich setze ohne weiteres voraus, dass Sie meine frueheren Buecher (Identité et réalité[4] und De l’explication[5] ), als zu dickleibig, gaenzlich bei Seite gelassen haben. Aber in der Déduction rélativiste habe ich die Grundan- schauungen in Kuerze wiederholt.[6] Sollte Ihnen mehr darueber erwuenscht sein, so ist im letzten Hefte der Kant-Studien eine recht schoene Zusammenfassung aus der Feder des alten Prof. Hoeffding[7] (Kopenhagen) erschienen (es sind nur 11 Seiten) da der Recensent so hoeflich war, mir einige Separat-Abdruecke zu uebersenden, koennte ich Ihnen auf Wunsch einen zur Verfuegung stellen. Glauben Sie mir, verehrter Herr Professor, ich bin mir bewusst, wie unbeschei- den ich handle, da ich doch wohl weiss, wieviel besseres und wichtigeres Sie zu thun haben—vielleicht finden Sie auch schon, dass Sie fuer die paar hoeflichen Zeilen an mich und die noch hoeflicheren Worte an Hn. Klatzkin unmaessig be- straft sind. Aber dann bitte ich Sie, als mildernden Umstand, zu erwaegen, von wel- cher Wichtigkeit jede, auch die geringste Aufklaerung oder Andeutung Ihrerseits fuer mich werden wuerde.— Ich brauche wohl kaum hinzu zufuegen (thue es auch nur angesichts der sehr misslichen Erfahrung, die Sie gerade hier gemacht haben[8] ), dass jedes Schreiben von Ihnen fuer mich selbstverstaendlich vertraulich waere, und keine Sylbe davon in die Oeffentlichkeit kommen koennte, es waere denn auf Ihren ausdruecklichsten Wunsch. Mit nochmaligem bestem Dank, auch fuer Ihre Wuensche betreffs meiner Ge- sundheit (die es leider sehr noethig hat) und vorzueglichster Hochachtung Ihr E. Meyerson ALS. [18 276]. [1]On Einstein’s opinion, see Doc. 9 and its note 2. Jakob Klatzkin and Nahum Goldmann. [2]The Encyclopædia Judaica. [3]Meyerson 1925. [4]Meyerson 1908. [5]Meyerson 1921. [6]In Meyerson 1908 and 1921, Meyerson portrayed the historical development of scientific expla- nation as the process of “replacing the infinitely diverse world around us by identity” (“remplacer le monde infiniment divers qui nous entoure par de l’identique,” Meyerson 1921, p. 180.) This process