D O C . 1 6 5 O N I N A U G U R A T I O N O F I I I C 3 0 1 165. Statement on the Inauguration of the International Institute of Intellectual Cooperation[1] [Berlin or Paris, before 16 January 1926][2] In diesem Jahre zum ersten Male haben die massgebenden Politiker Europas die Konsequenzen aus der Erkenntnis gezogen, dass unser Erdteil ¢nur dann wirt- schaftliche lebensfähig ist, wenn er zu einem einheitlichen Wirtschaftsgebiete ver- schmolzen wird² ¢unter dem Drucke² nur dann wieder gedeihen kann, wenn der latente Kampf der traditionellen Staatengebilde gegeneinander aufhört. Die politi- sche Organisation Europas muss gefestigt, die Beseitigung der hemmenden Zoll- grenzen allmählich erstrebt werden.[3] ¢Um dies grosse Ziel zu erreichen, muss erreichbar werde,² ¢ermöglichen² Dies grosse Ziel kann nicht ausschliesslich durch Staats-Verträge erreicht werden.[4] Es bedarf vor allem auch einer Vorbereitung der Geister. Wir müssen danach streben, allmählich ein Solidaritätsgefühl in den Menschen zu erwecken, das nicht ¢auf Staatsgrenzen beschränkt² wie bisher an den Staatsgrenzen Halt macht. In dieser ¢Erkenntnis² Erwägung hat der Völkerbund die commission de cooperation intell. ins Leben gerufen.[5] Diese Kommission ¢soll ist bestrebt² soll eine absolut inter- nationale, von jeder Politik losgelöste Instanz sein, die auf allen Gebieten des gei- stigen Lebens die ¢Fäden² Verbindungen zwischen den durch den Krieg isolierten nationalen Kulturkreisen ¢wieder² herstellen soll. Es ist eine schwierige Aufgabe denn es muss leider gesagt werden, dass—mindestens in den mir näher bekannten Ländern—die ¢geistigen Arbeiter auf dem Gebiete der Wissen² Gelehrten & Künst- ler sich viel ¢weniger² mehr von engen nationalen Tendenzen leiten lassen als die ¢durch prakt² Männer der Praxis. Bisher vereinigte sich diese Kommission zweimal im Jahre.[6] Um ihre Arbeit wirksamer zu gestalten, entschloss sich die französische Regierung, ein ständig arbeitendes Institut für geistige Zusammenarbeit zu schaffen und zu unterhalten, welches nun in diesen Tagen eröffnet wird.[7] Es ist eine generöse That des franzö- sischen Staates, die an sich den Dank aller verdient. Es ist ein leichtes und dankbares Geschäft, zu jubeln und zu loben ¢. Aber Ehr- lichkeit² und über das zu schweigen, was man bedauert oder nicht billigt. Aber die Entwicklung unserer ¢Ziele² Aufgaben wird nur durch Ehrlichkeit gefördert. So will ich mich also nicht scheuen, diese Geburts-Gratulation—mit einer Kritik zu verbinden. Ich habe täglich Gelegenheit zu bemerken, dass das grösste Hindernis, dem die Arbeit unserer Kommission begegnet, der Mangel an Vertrauen in deren politische