3 9 8 D O C U M E N T 2 3 5 M A R C H 1 9 2 6 jetzt erst in der Kommission, kommt dann in die Fakultät, und wenn auch die Fa- kultät selbst mich haben will, ist es noch garnicht bestimmt, ob überhaupt das Mi- nisterium die von der Fakultät verlangte Stelle einrichtet. Denn die Lehrkanzel ist noch garnicht bewilligt, und es ist bei den bestehenden politischen Verhältnissen sehr fraglich, ob überhaupt das Ministerium der Universität eine neue Stelle bewil- ligt. Wenn Sie dort etwas für mich tun wollten, so müsste es schon sein, dass Sie eine Verbindung zum Ministerium haben ich glaube, daß die Fakultät und beson- ders Herr Ph. Frank wohl für mich sein werden,[3] aber die unsichere Stelle ist an- scheinend das Ministerium wegen der Bewilligung der Stelle an sich. Sollten Sie gelegentlich sowieso einen Brief mit einem der Herren in Prag wechseln, so kann es natürlich nichts schaden, wenn Sie auf mich zu sprechen kommen. Für Stuttgart selbst habe ich alle Hoffnung augegeben ich hatte neulich ein Ge- spräch mit dem betr. Ministerialrat. Man denkt garnicht daran, hier eine etatmäßige Stelle zu schaffen. Jetzt will man mir nicht einmal das Stipendium, das ich von der Notgemeinschaft[4] habe, so weit ergänzen in Form von Privatdozentenunterstüt- zung, daß ich auf ein Assistentengehalt komme. Deshalb wäre es unter allen Umständen für mich das beste, zumindest für eine Zeit von 1–2 Jahren (so lange kann die Sache in Prag wohl noch dauern) nach Ame- rika zu gehen. Wenn ich dort einen Wirkungskreis fände, würde ich auch dort blei- ben. Daß Sie meiner Γ-Kritik zustimmen, hat mich sehr gefreut. Ich habe jetzt eine kleine Ueberlegung zu dieser Sache durchgeführt, die mir zu beweisen scheint, wa- rum der Weylsche Gedanke, so gut er mathematisch ist, nichts physikalisch Neues bringt.[5] Die geometrische Deutung der Elektrizität ist doch nur eine Veranschau- lichung, die selbst noch garnichts besagt, und die sich ebenso in der ursprünglichen Relativitätstheorie durchführen läßt. Ich lege Ihnen die Note ein und wäre Ihnen für Durchsicht sehr dankbar. Meine Kausalarbeit ist doch etwas anderes als die statistische Auffassung der Kausalität.[6] Es wird eigentlich garnichts an der bisherigen Auswirkung der Kau- salität geändert, und doch kommt eine Zeitrichtung heraus.[7] Dies auch nicht etwa in dem üblichen Sinne, daß die Welt sich zum wahrscheinlichsten Zustand entwic- kelt, sondern auf ganz andere Weise. Mit herzlichen Grüßen bin ich Ihr Hans Reichenbach TLS. [20 085]. There is a note in Einstein’s hand at the bottom of the page: “Beantwortet. E.” [1]Doc. 230.
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