4 1 2 D O C U M E N T 2 4 4 A P R I L 1 9 2 6 Masse, sondern für beliebige Ladung,[6] nur die Masse muß = 1 sein. Aber dies ist vom Standpunkt der geometrischen Veranschaulichung kein schlimmerer Nachteil, als daß etwa auch nicht jeder Maßstab, sondern nur der der Länge 1 das definiert. Aber ich sehe schon, ich muß die Sache ganz anders darstellen, wenn man mich nicht mißverstehen soll! Die Physiker können sich im Grunde garnicht denken, daß man bei solchen Sachen nicht doch zumindest eine geheime physikalische Absicht hat! Wenn Sie das schon so auffassen, wie werden es dann erst die andern tun! Vielleicht wird Ihnen meine Absicht deutlicher, wenn ich Ihnen erzähle, wie ich auf die Sache kam. Ich schreibe gegenwärtig an einer zusammenfassenden philo- sophischen Darstellung über das Raumproblem, und dabei mußte ich auch eine Darstellung des Weylschen Raumes geben.[7] Dabei überlegte ich mir, was die geo- metrische Darstellung der Elektrizität eigentlich bedeutet. Sie bedeutet an sich gar- nichts anderes als eine graphische Darstellung, und besagt deshalb garnichts Physikalisches. Diesen Gedanken wollte ich dadurch am deutlichsten illustrieren, daß ich zeigte, daß man die alte Rel-Th. ohne jede Aenderung ihres physikalischen Inhalts in den Weylschen Raum abbilden kann. Würde es gelingen, einheitliche Feldgleichungen aufzustellen, die das Elektron als Lösung zulassen, so wäre das etwas physikalisch Neues. Dazu müßte aber etwas anderes gemacht werden als eine bloß formale Zusammenfassung der Maxwellschen Gl. und der Gravitationsgleichungen, diese Gl. müßten in ihrem Inhalt geändert werden. Dies ist ja auch das Problem, an dem Sie arbeiten, und das natürlich auch Weyl und Eddington meinen. Aber die geometrische Darstellung der Elektrizität führt an sich gerade noch nicht zu diesem Ziel. Sie kann höchstens ein Hilfsmittel sein, die richtigen Gleichungen zu raten, vielleicht ist das, was unter dem Gesichtspunkt der Weylschen Geometrie das einfachste erscheint, zufällig auch das physikalisch Richtige. Aber das wäre eben ein Zufall. Ich wollte mich eben mit meiner Darstellung gegen die Auffassung wenden, als ob mit der geometrischen Darstellung der Elektrizität an sich schon etwas gewon- nen wäre. Solange aber die vorliegenden Theorien das Elektron nicht als Lösung ergeben, leisten sie auch nicht mehr als meine einfache Umschreibung der alten Rel. Th. Diese Umschreibung hat aber vor anderen geometrischen Darstellungen den Vorteil, daß sie für die Verschiebungsoperation eine physikalische Realisie- rung besitzt.[8] Wenn Sie erlauben, schicke ich Ihnen nächstens mal die betr. §§ meiner Darstel- lung ich bin aber jetzt noch nicht ganz fertig damit.[9] Ich bin mit herzlichem Dank und Grüßen Ihr Hans Reichenbach ds2