D O C U M E N T 3 7 5 O C T O B E R 1 9 2 6 5 8 9 375. From Mileva Einstein-Mariü [Zurich, between 4 and 15 October 1926][1] Lieber Albert. Es kommt mir schon wie eine Ewigkeit vor, seit du hier gewesen bist![2] Es ist doch sehr schade, dass das so selten geschieht, Du solltest ofters kommen! Es freut mich, dass Dir der Proviant geschmeckt hat! Ich sende Dir hier die Abbildungen meines Kakteengartens [3] es sind noch lange nicht alle, es gäbe noch mindestens ein Bild wie Nr. 1 aber als ich mit diesen fertig war, waren meine Hände so ver- stochen und so voll Nadeln, dass ich aufhören musste. Das Bild 2) enthält die ame- rikanischen Pflanzchen, die doch auch eine ganz anschauliche Gruppe bilden. Unter dessen ist Albert einmal zum Prof. Bleuler zitiert worden, über diese Un- terredung weiss ich gar nichts näheres, da Albert gar nichts sagte.[4] Bleuler wird Dir etwas berichtet haben, würdest Du mir vielleicht gelegentlich darüber etwas sa- gen. Wie es auch war, an der Sache selbst ist dadurch nichts geändert, sie läuft na[c]h wie vor, ganz unverändert. Ich glaube, in einem gewissen Punkt sind die Männer nicht ganz zurechnungsfähig wenn eine schlaue Eva richtig mit dem be- rühmten Apfel winkt, entschwindet jegliche Vernunft und Rücksichtnahme und sie fallen herein. Es ist ja solches schon grössern Geistern passiert, was will man von so einem armen Jungen verlangen! Ich möchte Dich noch um etwas bitten: Es ¢ist² hat damals bei’m letzten Kauf von Wertpapieren in New York, letzten Herbst glaube ich,[5] eine kleine Verschie- bung stattgefunden, indem wir damals wie ich Dir berichtet habe, etwas weniger Zinsen bekamen, aber wie es scheint, bei’m Einkauf wieder etwas übrig blieb, un- gefähr 300 Dollar. Ladenburg betrachtet diese 300 Doll. als Kapital und behält sie, ich würde sie aber äusserst notwendig brauchen. Wir haben unsere unterste Wohnung,[6] jetzt bei’m Mieterwechsel, sehr moderniesiert, was ausserst notwen- dig war, wir haben auch daraufhin die Wohnung viel besser vermietet. Ich möchte Dich bitten, an Ladenburg u. Thalmann ein Par Worte zu schreiben, damit er uns diese 300 Dol. schickt. Es wird dieses Geld durchaus nicht vergäudet, sondern zur verbessung des Hauses verwendet wenn Du in Betracht ziehst, dass wir alle die grossen Reparaturen, wie z.B. das Dach, die sich ungefähr auf 7–8000 Fr. beliefen, aus den Einnahmen bezahlen konnten, so wirst Du zugeben, dass es sich lohnt und vernünftig ist, die Sache d. h. das Haus gut in stand zu haben. Willst Du also so gu[t] sein und dieses beigelegte Briefchen auch unterzeichnen und mir zurück- schicken, weil ich noch anderes mitsenden muss¢t²